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Das Arcanto Quartett

© Borggreve

Das Arcanto-Quartett in Berlin: Bachblüten

Antje Weithaas, Daniel Sepec, Tabea Zimmermann und Jean-Guihen Queyras bilden das Arcanto-Quartett. Im Kammermusiksaal spielen sie Werke von Bach, Schumann und Beethoven - und begeistern durch große Sensibilität und virtuose Vitalität

„Polyphonie“ ist das Motto des Arcanto-Quartetts für sein schlüssiges Programm im Kammermusiksaal: Wie selbstverständlich geht Klassisch-Romantisches aus drei „Contrapuncti“ der „Kunst der Fuge“ von Johann Sebastian Bach hervor. Diese selbst sind eine Entdeckung. Strengster Satz verwandelt sich in Expressivität. Was – mit Alban Bergs Worten – „bisher für Mathematik gehalten wurde“, was also seine Faszination bereits aus dem wechselnden Verdichtungsgrad der Tonschritte und ihrer Umschichtungen bezieht, wird sinnlich-beredt im Streicherklang. Sehr behutsam dosieren ihn Antje Weithaas und Daniel Sepec an den Geigen, die Bratscherin Tabea Zimmermann und der Cellist Jean-Guihen Queyras steigern ihn nach vielfachen Piano-Nuancen mit sparsamem Vibrato erst in den Schlusswendungen.

Auch in Robert Schumanns a-Moll- Quartett regiert die pure Sensibilität, umschlingen sich filigran die einzelnen Linien wie Rankenwerk. Durchaus kontrastieren das energischere Ausbrüche; rhythmische Prägnanz, kräftige Akzente geben der Durchführung Dramatik. Auch das Scherzo ist ein frech-verstörender Spuk – vielleicht der von Schumann gegen die „Philister“ erdachten „Davidsbündler“. Und doch vermisst man ein gewisses Herzblut, klangliche Wärme, die erst im Cello-Rezitativ des Adagios aufkommt und sich im Finale zur Hitze steigert, das begeisterte Bravos hervorruft.

Schumanns Vorbild war Beethoven, und auch dieser durchwirkt sein F-Dur- Quartett op. 59, 1 mit kontrapunktischen Techniken, so im Fugato der ersten Durchführung, in den aberwitzigen Nachlaufspielen des Finales. Doch der von Bach herrührende Klangansatz des Arcanto-Quartetts bekommt dem großdimensionierten Stück nicht gut. Federleicht prickeln die Repetitionen, auf denen sich feingliedrig das erste Motiv erhebt. Vielleicht nimmt die häufig auf kleinstem Raum an- und abschwellende Dynamik der Musik die Zielgerichtetheit und architektonische Straffheit – übrigens durchaus unterschiedlich bei den einzelnen Spielern. Der Klagegesang des Adagios kann so feingesponnen seinen eindringlichen Schmelz nicht voll entfalten. Mehr Vitalität in allen rasant-virtuosen Partien gleicht das aus – es scheint, als müsste mehr Bartók in diesen Beethoven, den das Arcanto-Quartett so faszinierend zu spielen weiß.

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