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Kultur: Das Glück des Zufalls

Gehen Gilles Peress’ Mauer-Fotos verloren?

Eigentlich sollte er in Berlin ein daad-Stipendium antreten, doch dann kam der Mauerfall dazwischen: Drei historische Tage fotografierte der berühmte Kriegsfotograf Gilles Peress die Mauer, am letzten Tag ihres streng bewachten Bestehens, in der Nacht, die die Welt veränderte, und schließlich am Tag danach. Es war das Glück des schieren Zufalls.

Der französische, in New York lebende Dokumentarist, der sich mit verwegenen Reportagen im Iran, in Nordirland und Afrika einen Namen machte, hielt in Berlin zunächst die Absurdität der innerstädtischen Grenze fest, dann die Gesichter, in denen sich das unglaubliche Geschehen ihres plötzlichen Verschwindens spiegelt. Entstanden ist daraus eine Folge von rund 130 Fotografien, die der „Magnum“-Mitstreiter auf Wandbildformat vergrößert und mit einem weißen Rand versehen hatte, auf dass sie die Besucher während der Ausstellung in Berlin vor zwei Jahren mit Kommentaren versehen konnten. Es gibt also nur das Unikat dieses einzigen, kommentierten Abzugs, im Format von über zwei mal einem Meter und zu drei „Büchern“ mit insgesamt 72 Doppelseiten zusammengefasst.

Jetzt läuft die Zweijahresfrist ab, da das Werk unverzollt hier bleiben darf. Der Ankauf ist möglich, schon stehen drei Viertel der geforderten Summe von 400 000 Dollar bereit. Das Bonner Haus der Geschichte möchte die Arbeit übernehmen und auf Tournee schicken, steht auch mit einem Viertel der Kaufsumme ein. Die anderen Finanziers sind der Hauptstadtkulturfonds und die Deutsche Bank. „Ich sammle Beweise, damit wir die Geschichte erinnern“, lautet das Motto des 60-jährigen Peress, der sich schon zuvor einmal einem ,deutschen’ Thema widmete – dem Alltag türkischer Emigranten. Hier nun ist erneut ein solcher „Beweis“, einmalig in seiner energisch festgehaltenen Zufälligkeit. Ihn gilt es, wenn schon nicht für eine Berliner Institution, so doch für unser Land zu bewahren.

Kontakt: C/O Berlin, www.co-berlin.com

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