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Kultur: Das hat Connie nicht verdient!

Bitter ist es zu sehen, dass auch die Idole der Vergangenheit den Zustand blühender Frische nicht dauerhaft konservieren können. Früher gehörte es zum journalistischen Ethos, dieses die Stars von gestern in Mitleidenschaft ziehende Lebensgesetz zu akzeptieren und Künstler auf ihre alten Tage nicht lächerlich zu machen.

Bitter ist es zu sehen, dass auch die Idole der Vergangenheit den Zustand blühender Frische nicht dauerhaft konservieren können. Früher gehörte es zum journalistischen Ethos, dieses die Stars von gestern in Mitleidenschaft ziehende Lebensgesetz zu akzeptieren und Künstler auf ihre alten Tage nicht lächerlich zu machen. Die ARD hat sich am vergangenen Wochenende herzlich wenig um diese Maxime gekümmert und die Sängerin Connie Francis im „Sommerfest der Volksmusik“ grausam vorgeführt. Frau Francis geht auf die 70 zu und hat in ihrem Leben manches durchgemacht. Unvergessen, wie sie in den Sechzigerjahren mit Turmfrisuren und Schlagern wie „Barcarole in der Nacht“ und „Die Liebe ist ein seltsames Spiel“ glänzte, die sie mit einem einzigartigen Timbre versah. Und ihre wiederaufgelegte CD „Connie Francis in New York“ zeigt, dass ihr Repertoire mehr als die schlichten Melodien des Schlageralltags umfasste. Nichts davon beim „Sommerfest“: Man zwang eine früh gealterte, flächendeckend geschminkte, motorisch unsichere Künstlerin in die Manege und schaltete ein Playbackband an, dem die Lippen nicht mehr folgen konnten. Jungmoderator Florian Silbereisen stammelte unablässig „Mrs. Francis!“ und nötigte einen „Fan“ auf die Bühne. Mühsame Umarmungen der beiden Damen beendeten den Gruselauftritt. Das hat die famose Connie Francis nicht verdient. Wen ihr Manager sie davor schon nicht schützen wollte, hätte zumindest der Mitteldeutsche Rundfunk auf diese Demontage unbedingt verzichten müssen.

Rainer Moritz

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