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Kultur: Das ist Kunst!

Lang Lang bei den Festtagen der Staatsoper

Lang Lang am Flügel, und die Philharmonie steht Kopf. Dabei wird das Publikum im ausverkauften großen Saal gewissermaßen hereingelegt, denn kein Tastenbrimborium steht auf dem Plan, keine löwische Virtuosität, sondern Kammermusik von Beethoven, Berg und Mozart. Dazwischen das filigrane Glaswerk der einsätzigen Klaviersonate von Alban Berg, das erste gültige Werk des jungen Komponisten von 1908, das Lang Lang nun emphatisch spielt, mit Tönen, die glänzen und funkeln und dennoch nicht zu großen Bögen ineinandergreifen wollen. Noch lieber lässt man sich daher die Quintette von Beethoven und Mozart gefallen, die Lang Lang gemeinsam mit den Staatskapellenbläsern Gregor Witt (Oboe), Matthias Glander (Klarinette), Hans-Jürgen Krumstroh (Horn) und Ingo Reuter (Fagott) musiziert. Mozart: sehr fein und schön und sehr gepflegt.

Mit Beethovens Quintett Es-Dur unterdessen, so etwas wie ein Konzert für Klavier und Orchesteressenz, legen sich die Verhältnisse auf dem Markt deckungsgleich über die dem Werk längst einkomponierten. Lang Lang will auffallen, durch raunende Bassgänge oder metallisch klingelnde Triller, und die exquisit timbrierten Bläser fügen sich ins Behaglich-Nachgeordnete, in bildschön tönende Routine. Heimlicher Fixstern des Programms, Matthias Glander und Lang Lang tatsächlich gleichberechtigt zusammenführend, sind die vier Miniaturen für Klarinette und Klavier von Alban Berg. Lang Langs Hang zum pointillistisch Überdrehten, Glanders tiefernster Habitus, dazu die allerfeinst ausgearbeiteten Stücke op. 5 lassen einzelne Unruheherde im Saal so auffällig werden, dass es tatsächlich zu Zwischenrufen kommt: „Ruhe! Das ist Kunst!“ Wohl wahr. Christiane Tewinkel

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