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Kultur: Das Jahr des Whoppers

THEATER

Von Sandra Luzina

Willkommen im „Jahr des Whoppers“. In seinem 1000-Seiten-Buch „Infinite Jest“ malt sich Kultautor David Foster Wallace die nahe Zukunft Amerikas aus – und die ist bestimmt von totalem Kommerz und verwilderten Haustieren. Schlimmer noch als die Herde marodierender Hamster sind die menschlichen Mutationen und medialen Deformationen, die Wallace vorführt. Ein Wunder, das nicht längst alle in die USUD, die Union der schrecklich und unvorstellbar Deformierten, eingetreten sind. Der Berliner Theaterdiscounter hat den Versuch gewagt, das Megabuch auf Bühnenformat zu schrumpfen. Zwischen Tennisakademie und Entzugsklinik springt der Abend, von einem Staatenbund ONAN und von dem Neurotikerclan Incandenza erzählt Wallace in seinem enzyklopädisch-halluzinatorischen Stil.

Zudem jagen alle einem Experimentalfilm mit dem Titel „Infinite Jest“ hinterher, der eine tödliche Faszination ausüben soll. Wir amüsieren uns zu Tode: Wallace macht sich einen bösen Spaß daraus, die Postman-These auf die Spitze zu treiben. Um postmodernen „fun“ handelt es sich hier – und da ist die Gruppe um den Regisseur Georg Scharegg nicht auf der Höhe der Reflexion. Die Torturen der hyperintellektualisierten, überanalysierten weißen Mittelklasse-Klugscheißer, die nichts mehr empfinden bzw. nicht wissen, was sie fühlen sollen, werden zur lauen Kabarettnummer (Vorstellungen bis 7.12., jeweils 20 Uhr).

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