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Kultur: Das Mahnmal-Buch und eine Lösung für Eisenmans Platzproblem

Die Gedenktafel - um nicht zu sagen: Grabplatte - wiegt 4070 Gramm, sie hat 1298 Seiten und versammelt Artikel, Briefe, Dokumente einer elfjährigen Debatte als "Querschnitt durch die Seele der Nation", wie es auffallend poetisch auf der Rückseite des Kompendiums heißt. Bei der Präsentation des Wälzers "Der Denkmalstreit - das Denkmal?

Die Gedenktafel - um nicht zu sagen: Grabplatte - wiegt 4070 Gramm, sie hat 1298 Seiten und versammelt Artikel, Briefe, Dokumente einer elfjährigen Debatte als "Querschnitt durch die Seele der Nation", wie es auffallend poetisch auf der Rückseite des Kompendiums heißt. Bei der Präsentation des Wälzers "Der Denkmalstreit - das Denkmal?" (Philo Verlag, 148 DM) im Berliner Centrum Judaicum ist den Präsentatoren auf dem Podium die Erleichterung über den Abschluss des editorischen wie des diskursiven Kraftaktes abzuspüren. Verleger Axel Rütters hat mit Hilfe vieler Subskribenten die Finanzierung gestemmt, mit Hilfe eines Sponsors jedem MdB vor der Mahnmalentscheidung am 23. Juni sein Exemplar zukommen lassen. Von den Herausgebern Ute Heimrod, Günter Schlusche und Horst Seferens ist gar zu hören, ein Ergänzungsband zum fertigen Denkmal könne folgen, "hoffentlich von geringerem Umfang".

DHM-Direktor Christoph Stölzl rühmt das dicke Buch als "Riesensymphonie eines großen Landes" und verblüffenden Beweis dafür, "dass eine moderne demokratische Gesellschaft so etwas gemeinschaftlich zuwege bringt"; lernen dürfe man aus dem Verfahren, dass die "Demokratie als Bauherr" Zeit für ihre Entscheidungen brauche. Hermann Rudolph, Herausgeber des Tagesspiegels, dessen Autoren die meisten Artikel beitrugen, erinnert daran, dass bei diesem Thema die Pro- und Contra-Linie quer durch die Redaktionen ging. Senator Radunski wiederum ("Denkmal und Gedenken haben mit Denkprozessen zu tun") sieht sich von seiner Aufgabe als geschäftsführender Auslober glücklich entbunden; Berlin werde in der künftigen Mahnmal-Bundesstiftung "konstruktiv mitarbeiten". Für Sicherheitsprobleme der benachbarten US-Botschaft finde sich eine Lösung; man könne die Bauordnung ändern, auf dem Gelände der gegenüberliegenden Wohneinheit lasse sich das geplante Informations-Zentrum platzieren, damit das Mahnmal selber nicht schrumpfen müsse. Und zum zweiten Mal in diesem Jahrzehnt wagt Radunski, einen Grundsteinlegungstermin anzusagen: den 27. Januar 2000. Denn: "Der Umsetzungswille dominiert."

tl

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