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Kultur: Das mediterrane Licht

Frank Michael Beyer ist kein Griechenlandtourist.Aber was er als Kind, auf Kreta und in Athen wohnend, an mediterranem Licht in sich aufgenommen hat, klingt zunehmend aus den neuen Werken des Berliner Komponisten.

Frank Michael Beyer ist kein Griechenlandtourist.Aber was er als Kind, auf Kreta und in Athen wohnend, an mediterranem Licht in sich aufgenommen hat, klingt zunehmend aus den neuen Werken des Berliner Komponisten.Die Reihe "De lumine", "Musik der Frühe", "Griechenland" wird in einer "Persephone"-Arbeit ihre Fortsetzung finden.Das Ferne ist ihm nah im Sinn des Genius der Griechen, und wenn er im knappsten Gespräch, fast möchte man sagen: small talk, die Hölderlin-Hymne "Patmos" erwähnt, geht er spontan in die Mitte seines Denkens.Das geschieht zum Beispiel im Lichthof des Rundfunkhauses, wo gerade die jüngste Komposition von ihm uraufgeführt werden soll.

"Patmos" sublimiert neben der griechisch-philosophischen die religiöse Komponente in Beyers Schaffen, die Werktitel wie "Toccaten sub communione" und "Missa" kennzeichnet.Das Wort "Patmos", vor Eintritt in den Großen Sendesaal des SFB so eben gesagt, steht dafür, daß Beiläufigkeit des Plauderns dem Wesen des Musikers Frank Michael Beyer ziemlich fremd ist.

"Mit Freude" hat er dem Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin "Canto di giorno" gewidmet, ein Auftragswerk des RSB.Als ein lyrischer Gesang für Violoncello und Orchester verstanden, gibt er dem Solisten Freiräume für Innerlichkeit.Es ist komponiertes Licht, das meditativ aufgeht, Violoncello solo, piano, pianissimo, flautando, bis zuerst die Violinen dem Cello die Töne abhorchen, abnehmen.Diese Methode des Wechsels der Töne zwischen den Instrumenten - Vorbild Webern - macht eine Farbe der Komposition aus, deren Mikrostrukturen den "Tag" des Titels in seiner Vielgestalt wecken.Beyer intendiert, 9 Bläser, (geteilte) Streicher, Harfe und Schlagzeug zu Partnern des solistischen Cellisten zu machen, der trotz ineinander kunstvoll verhakter Gesten die Hauptgedanken denkt, sich frei entfaltend über Generalpausen des ganzen Orchesters hinweg und schweifend in einer Einsamkeitskadenz.Glocken bringen eine Ahnung von Mahlerschem Naturton hinein.

Wenn der zweite der beiden Sätze in einem mehrtaktigen fff-Akkord schließt, den der Solocellist dominiert, bleibt der Eindruck eines nicht zuletzt dankbaren Cellokonzerts, in das sich Michael Sanderling als Uraufführungssolist mit spannender Intensität gestürzt hat.Zugleich ist es ein Stück Gedankenlyrik.

"Sanctus" aus "Liturgia" für Streichorchester, mit dem Streichquartett "Missa" inhaltlich verbunden, zeugt von der anderen Seite des Komponisten und zugleich von den erstaunlich entwickelten Qualitäten des in zeitgenössischer Musik sehr engagierten RSB und seines Konzertmeisters Matthias Wollong.Überzeugend auch, wie der Dirigent Giuseppe Mega eine eigene Kantabilität in das Stück bringt, die von Henze- und Dallapiccola-Erfahrungen kommt.

Es verwundert nicht, daß einem als Rundfunkorchester geschulten Klangkörper originaler Bach wie das zweite Brandenburgische Konzert weniger liegt als modern instrumentierter.

Johann Sebastian Bach, Anton Webern, Frank Michael Beyer - ein musikalischer Dreiklang um das "Musikalische Opfer", in dem "Ricercare a 3" und "Ricercare a 6" unterschiedlichen Charakter entfalten, trennscharf gesungen, ohne schematisch zu werden das eine, das andere zerfasert und zusammengefügt zu Neuer Musik von 1935: Alle Sätze, auch die Canons, verbindet die Klangfarbenmelodie um das einzigartige Königliche Thema.

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