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Kultur: Das Raunen der Autoren

LESUNG

Am Ende: Keine Fragen, keine Diskussion, ein hingemurmeltes Dankeschön und der mechanische Griff zur Kippe. Die Musikanlage wird angeworfen, es laufen „The Smiths“, die Lieblingsband von Christian Kracht , der aus Bangkok angereist ist, um im Eggers & Landwehr mit seinem Freund Eckhart Nickel viele Zigaretten zu rauchen und ganze sieben Texte vorzulesen. Die Cafébar in Mitte ist bis auf den letzten Platz gefüllt mit gescheiten Dreißigjährigen in hellen Hemden. Ob sie wegen der Literatur da sind oder wegen des Events, ist nicht auszumachen. Das Bedürfnis an einer Auseinandersetzung mit den gleichaltrigen Autoren besteht aber offensichtlich nicht.

Dabei ist doch alles recht fragwürdig. Da sitzen zwei junge Männer, der eine (Nickel) ein schwitzender Wichtigtuer, dessen unreflektierte Plaudereien irgendwie zwischen zwei Buchdeckel geraten sind; der andere (Kracht), der vielleicht ernst zu nehmendste Autor der Popliteraten, die sich in den Neunzigerjahren aufgemacht haben, der Republik ihre Befindlichkeiten als das Sittenbild einer Generation zu verkaufen. Die sitzen da also und lesen mit weinerlichen Stimmen teilweise schon vor Jahren erschienene Texte. Krachts Reiseberichte aus Pakistan und der Mongolei unterhalten immerhin, auch wenn man sich fragt, warum Zeitschriften Geld dafür ausgeben, damit einer in der Welt rumfährt und ganz oft nur sich selber sieht. Der andere aber hält seine Korrespondenz zwecks Reklamation mit einem Pralinenhersteller für berichtenswert. Nein, diese Autoren sind nicht fleißig, sie sind nicht schonungslos gegen sich selbst. Für das müde Publikum sind sie vielleicht gerade deshalb repräsentativ.

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