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Kultur: Das Scharoun-Ensemble in der zu großen Berliner Philharmonie

Das Grundübel lag im Raum: Warum das Scharoun-Ensemble und Franz Welser-Möst für die Aufführung der Kammermusikfassung von Gustav Mahlers "Lied von der Erde" die große Philharmonie gewählt haben, bleibt ein Rätsel. Denn die Bearbeitung, die Arnold Schönberg 1921 für seinen "Verein für musikalische Privataufführungen" begann und Rainer Riehn 60 Jahre später auf der Grundlage dieses Fragments vollendete, ist auf einen kleinen Hörerkreis zugeschnitten, will ihm maximale Deutlichkeit und Transparenz der Struktur vermitteln.

Das Grundübel lag im Raum: Warum das Scharoun-Ensemble und Franz Welser-Möst für die Aufführung der Kammermusikfassung von Gustav Mahlers "Lied von der Erde" die große Philharmonie gewählt haben, bleibt ein Rätsel. Denn die Bearbeitung, die Arnold Schönberg 1921 für seinen "Verein für musikalische Privataufführungen" begann und Rainer Riehn 60 Jahre später auf der Grundlage dieses Fragments vollendete, ist auf einen kleinen Hörerkreis zugeschnitten, will ihm maximale Deutlichkeit und Transparenz der Struktur vermitteln. Dem Ausdruck zumal der Tenorarien, dem "Jammer der Erde" und dem übertönenden Lebensrausch zugewandt, ist das nicht immer zuträglich. Ein wenig verloren bleibt Stefan Jezierskis erster eherner Hornruf im Raum stehen, von zarten Violingirlanden und Klavierarpeggien umspült. In der Originalfassung müsste der Tenor jetzt Mühe haben, gegen die geballten Klangeruptionen anzusingen, mit einer vergeblichen Verzweiflung, die dem Inhalt entspricht. Christian Elsner kann seine schön grundierte, eher weiche Stimme mit Leichtigkeit einsetzen, und wo ihm später einige Spitzentöne doch weniger gelingen, ist fatal, dass man das auch hört. Trotz schöner Details wie der Vogelstimmen von Flöte, Klarinette und Oboe beim "Trunkenen im Frühling", mit denen Andreas Blau, Peter Geisler und Dominik Wollenweber sich gegenseitig übertrumpfen - was im intimen Raum vielleicht doch intensiv hätte wirken können, bleibt hier ein "Mahler auf Sparflamme".

Ein wenig anders sieht das bei den zarteren Gesängen für Altstimme aus. Cornelia Kallisch gelingt mit viel Sensibilität das Kunststück, Mahlers stellenweise Vorschrift einer Einbettung in den Orchesterpart zu erfüllen. Sehr behutsam verbindet sich die Klage des "Einsamen im Herbst" mit dem Passionston der Oboe, während in gedämpften Violinlinien die "Herbstnebel bläulich wallen". Die Pianissimo-Töne des "Abschieds" erhalten berührende Nuancen, üppiger strömend, wenn zum Schluss die "liebe Erde" aufblüht. Mit flexibler Tempogestaltung, in schmerzlichen Akzenten gebündelter Intensität und der Transparenz filigraner solistischer Aktionen bringt der Dirigent nun die Stärken der "kleinen" Fassung zum Vorschein.

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