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Kultur: Das süße Leben

Die 48. Kunst-Messe München präsentiert sich gediegen

Was macht die Kunst-Messe München, die heute zum 48. Mal eröffnet, so charmant? Es ist vor allem ihre bürgerliche Beschaulichkeit, die sie mit einem hervorragenden Angebot an dekorativen Kunstgegenständen von der Antike bis zur Moderne garantiert. Zwei Drittel der Händler bieten Kostbarkeiten an, die das häusliche Leben verfeinern. Die Preise solcher das Gemüt aufhellenden Teedosen, Tabatièren, Knüpfteppiche oder Kandelaber entsprechen der Rarität der Pretiosen, ihrer Provenienz und handwerklichen Qualität und reichen von wenigen 100 Euro bis zu sechsstelligen Summen.

Je nach Neigung mag man sich von einer eleganten attischen Tonschale verführen lassen, die Jean-David Cahn aus Basel für 115 000 Schweizer Franken anbietet, oder von einem Ensemble aus güldenen Leuchtern, das der Silberschmied Adolf Halbreiter Mitte des 19. Jahrhunderts für Prinz Arnulph von Bayern fertigte und das die Bremer Galerie Neuse für 135 000 Euro offeriert. Beide Händler zählen zu den Etablierten des internationalen Kunst- und Antiquitätenhandels und belegen zusammen mit Galerien wie Daxer & Marschall aus München oder Albrecht Neuhaus aus Würzburg den hohen Stellenwert, den die KMM München genießt.

Eine Brise exklusiver Internationalität liefern dieses Jahr allein Blumka aus New York und De Jonckheere aus Paris, zwei von acht Ausstellern, die nicht im deutschen Raum ansässig sind. Letzterer brilliert mit niederländischen Meistern wie dem Antwerpener Abraham Govaerts und ist wie elf weitere Kollegen auf hochkarätige Werke Alter Meister beziehungsweise Gemälde des 19. Jahrhundert spezialisiert. Ebenso klein, aber sehenswert ist die Sektion mit Arbeiten auf Papier. Während Arnoldi-Livie die eigenwillige Kohlestudie eines Bauernmädchens von Wilhelm Leibl für 18 000 Euro offeriert, präsentiert Katrin Bellinger die Vorzeichnung eines Arbeiters, die Adolph von Menzel für das Gemälde „Eisenwalzwerk“ in der Berliner Nationalgalerie machte, für 85 000 Euro.

Im Bereich des 20. Jahrhunderts setzt die Sonderausstellung mit Werken von Egon Schiele aus der Sammlung des Wiener Augenarzts Rudolf Leopold Akzente. Wird die klassische Moderne immerhin noch von dem Münchner Händler Thomas und dem Salzburger Salis & Vertes verteidigt, so sind nennenswerte Galeristen für die Gegenwartskunst fast ganz verschwunden. Im Süden Deutschlands mag man es eben am liebsten traditionell.

Bis 19. Oktober, Neue Messe München Riem.

Eva Karcher

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