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Kultur: Das Yeah-Girl

Mariska Veres, Sängerin von Shocking Blue, ist tot

Die besten Sagen des 20. Jahrhunderts wurden von der Popindustrie geschrieben. Den Beginn ihrer Karriere hatte die Sängerin Mariska Veres, so heißt es, einer Party zu verdanken, mit der die Beatband Golden Earring 1968 ihren ersten Nummer-1-Erfolg in den holländischen Charts feierte. Veres sang ein paar Lieder, sie verfügte über lange schwarze Haare und eine ebenso atemberaubende Stimme – und weil Robbie Van Leeuwen, Gründer der Gruppe Shocking Blue, zu den Gästen gehörte, hatte sie bald darauf einen Plattenvertrag. „Venus“ hieß der Song, der Veres und Shocking Blue weltweit bekannt machte. Die Gitarren schepperten, ein Backgroundchor hallte, und Veres besang eisig die Geburt einer Göttin: „She’s got it, yeah, Baby, she’s got it / I’m your Venus, I’m your Fire / At your Desire.“

Die Rede war von ein Schönheit, die – so hieß es weiter – mit ihren „Kristallaugen“ jeden Mann verrückt mache. In Wirklichkeit hatte Veres, 1947 in Den Haag geboren, mit dem Mythos von Sex und Drugs & Rock’n’Roll wenig am Hut. Bei den Tourneen, die sie mit Shocking Blue durch Europa führten, trank sie nichts Härteres als Tee. Nach dem Auseinanderbrechen der Gruppe 1975 versuchte sich die Sängerin eher glücklos an einer Solo-Laufbahn. Ab 1993, kurz zuvor hatten Nirvana das Shocking-Blue-Cover „Love Buzz“ als ihre erste Single veröffentlicht, tingelte sie mit der wiederauferstandenen Band durch die Oldiefestivals. „Venus“, in den USA wochenlang auf Platz 1 der Billboard-Charts und selbst in Japan ein Hit, sollte ihr größter Erfolg bleiben. Mitte der achtziger Jahre schaffte es die britische Girlgroup Bananarama mit einer Coverversion noch einmal in die Hitparaden. Jetzt ist Mariska Veres mit 59 Jahren an Krebs gestorben. chs

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