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David Coleman spielt bei „intonations“ gemeinsam mit Andreas Ottensamer die neuen „Drei Stücke für Klarinette und Klavier“.

© HR/Agenturfoto

David Coleman: Musik für den idealen Schauspieler

Der Komponist und Dirigent David Coleman stammt aus einer deutsch-englischen Künstlerfamilie. Bei „intonations“ sitzt das Multitalent am Flügel.

Eigentlich hätte er ja mit zwei neuen Werken bei „intonations“ vertreten sein sollen, aber bei einem dirigierenden Komponisten, der eng mit einem Opernhaus verbunden ist, kommt es oft anders. Als Jürgen Flimm ihn bat, Wagner für das Bühnenprojekt „Rein Gold“ zu arrangieren, konnte David Coleman nicht Nein sagen. Die Staatskapelle mit vierfachem Holz und vier Harfen – unwiderstehlich für einen Komponisten, der als Student Strauss’ „Salome“ kopierte, um den Geheimnissen der Klänge auf den Grund zu gehen.

Dass seine für Berlin angekündigte „Don Juan“-Paraphrase nun erstmals im September in Jerusalem erklingt, nimmt er mit jener lächelnden Unerschütterlichkeit hin, die Musiker im Theaterbetrieb brauchen. Verbunden mit einem Understatement, das Colemann als Briten ausweist. Geboren wird er in London in eine deutsch-englische Familie. Die Eltern sind Maler, sie sehen Frances Bacon als Idol und Rembrandt als großen Ahnen. Instinktiv lernt Coleman alles über die Wirkung von Vorder-, Mittel- und Hintergrund, erfährt, wie sich die Tiefe einer Farbe durchs Grundieren steigern lässt.

Mit vier lernt er Geige nach der Susuki-Methode, mit sieben wechselt er zum Klavier, mit zwölf folgen erste Kompositionen. Später studiert er Klavier, Dirigieren und Komposition in London und Musikwissenschaft in Cambridge. George Benjamin und Wolfgang Rihm prägen den jungen Komponisten, aber auch Pierre Boulez, dem er oft assistiert.

Ein Klangideologe ist nicht aus ihm geworden. Coleman hält es augenzwinkernd mit Schauspiellegende Lawrence Oliver, der bekannte, dass man von den Besten klauen muss. Einen besonderen Platz nimmt die Musik Alban Bergs ein, die Coleman für ihre Deckung von Konstruktion und Emotionalität bewundert. Im Auftrag von Daniel Barenboim schuf er eine neue Fassung des Fragment gebliebenen 3. „Lulu“-Akts, die 2012 an der Staatsoper uraufgeführt wurde.

Werke für Mitglieder der Staatskapelle entstehen (zu hören u.a. auf der frisch bei Naxos erschienenen CD „Starry Nights“). Und bei „intonations“ spielt Andreas Ottensamer die neuen „Drei Stücke für Klarinette und Klavier“ mit dem Komponisten am Klavier. Ein kleiner großer Auftritt für ein Instrument, in dem Coleman den idealen Schauspieler sieht. Er gibt ihm Futter: lockende Kundry, etwas Wozzeck, eingefangen durch Boulez. Musik ist eine Sprache, die auch andere benutzt haben. Im besten Sinne.

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