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Kultur: Delikatessen: Amber Group

Wenn es um Kino mit sozialem Anspruch geht, dann ist Großbritannien seit Jahren die erste Adresse in Europa. Den dortigen Veteranen auf dem Gebiet des linken Dokumentarfilms widmet das Kreuzberger fsk-Kino nun eine zweiwöchige Werkschau: dem 1968 von Studenten gegründeten Kollektiv Amber Group.

Wenn es um Kino mit sozialem Anspruch geht, dann ist Großbritannien seit Jahren die erste Adresse in Europa. Den dortigen Veteranen auf dem Gebiet des linken Dokumentarfilms widmet das Kreuzberger fsk-Kino nun eine zweiwöchige Werkschau: dem 1968 von Studenten gegründeten Kollektiv Amber Group. Als Raritäten sind dabei in den siebziger Jahren entstandene Kurzfilme wie Launch, der sich um den Stapellauf eines Tankers dreht, Mai über die ungewöhnliche Biographie der Mai Finglass und Laurie über den Künstler-Autodidakten Laurie Wheatley zu sehen (morgen, 21.15 Uhr). Kaum gegründet, hatte sich die Londoner Gruppe in den proletarisch geprägten Nordosten Englands begeben, um das Arbeiterleben zu dokumentieren. Allerdings waren die Arbeiter dabei nicht, wie so oft, Objekte voyeuristischer Beobachtung durch Mittelschichtskinder auf der Suche nach Exotik im eigenen Lande, sondern "Amber" machte sich den intensiven, teils über Jahre andauernden Kontakt mit den gefilmten Personen und Gruppen zur Aufgabe. So entstanden auch Dokfilme wie Byker (23. 12) und T. Dan Smith (22. 12.), die sich der viel befehdeten "Umstrukturierung" alter Arbeiterquartiere widmen. Dafür unternahm die Gruppe - einfallsreich und für den Cinéasten aufregend - Anleihen beim Spielfilm, versuchte sich in Poesie, wurde experimentell.

Folgerichtig verlagerte sich ihr Schaffen seit Ende der achtziger Jahre zunehmend auf "Features", worunter hier Mixturen aus Realität und Fiktion (und folglich auch Schauspielern und Menschen, die sich selbst spielen) verstanden wurden - so in Sea Coal über Seekohlesammler am Strand von Northumberland (Sonntag, 21.15 Uhr), In Fading Light über den Aufruhr, den eine junge Fremde in einer Fischergemeinschaft verursacht (Montag, 21.15 Uhr), oder Dream On, in dem eine Autorin ihre Erfahrungen als Leiterin einer Schreibgruppe für Frauen verarbeitete (heute, 21.15 Uhr). Dem multimedialen "Amber"-Anspruch entsprechend gilb es im fsk-Foyer eine Fotoausstellung des Gründungsmitglieds Sirkka-Liisa Konttinen.

Jan Gympel

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