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DENKEN: Der mündige Surfer

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie, nicht immer ganz ernst gemeint, mit Hinweis auf eine besonders empfehlenswerte Veranstaltung im Vortrags-, Lesungs- und Debattendickicht Berlins – und den Menschen, der dahinter steht.

Was kann ich wissen?

Viel mehr – wenn wir mit dem Computer auch das Hirn anschalten. So lassen sich die Thesen des Internetkenners und -kritikers Evgeny Morozov zusammenfassen. Denn statt wie das Kaninchen auf den Monitor zu starren, brauchen wir, so Morozov jüngst in der „FAZ“, „ein schärferes, eindringlicheres Bild von der Datenapokalypse, die uns in einer Welt erwartet, in der persönliche Daten wie Kaffee oder jede andere Ware gehandelt werden“.

Dieses Bild verschaffen wir uns, indem wir unsere selbst verschuldete Unmündigkeit im Umgang mit dem Internet beenden und die Kontrolle über unsere Daten zurückgewinnen. Der Bürger habe es in der Hand: Entweder er wirft weiter mit seinen Daten bei Facebook & Co um sich oder er fängt an, sie zu kontrollieren. Sicher ist: Auf den Staat sollten wir im NSA-Zeitalter nicht hoffen.

Was soll ich tun?

Unter www.neueweltbuehne.de oder 0173/2483419 für den englischsprachigen Vortrag „BIG DATA and YOU!“ anmelden, den Morozov an diesem Montag um 19 Uhr hält (Dbb-Forum Berlin, Friedrichstr. 169).

Was darf ich hoffen?

Dass wir auch in digitaler Hinsicht zu mündigen Bürgern werden.

Was ist der Mensch?

Am Anfang seiner Karriere erlebte der aus Weißrussland stammende Morozov als Internetjournalist eine Erleuchtung. In Tadschikistan referierte er über Internetfirmen. Die Reaktion: „Dude, we have no electricity. What are you talking about?“ Nachdem er als Stipendiat des Open Society Institute „Net Delusion“ geschrieben hatte, forschte er als Gastwissenschaftler an amerikanischen Unis. Morozov leistet keine geduldige Überzeugungsarbeit, lieber polemisiert er und schießt dabei auch mal gehörig daneben. Zurzeit arbeitet er an seiner Doktorarbeit in History of Science. Ach ja: Mehr als 40 000 Menschen folgen ihm auf Twitter, seine Kolumne wird europaweit gedruckt. Der Mann ist 29 Jahre alt. Elke Brüns

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