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DENKEN: Pommes und Karohemd

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun?

Für den Philosophen Immanuel Kant gab es genau vier Fragen, die sich ernsthaft denkende Menschen stellen müssen: Was kann ich wissen? Was soll ich tun? Was darf ich hoffen? Und: Was ist der Mensch? Wir beantworten sie, nicht immer ganz ernst gemeint, mit dem Hinweis auf eine besonders empfehlenswerte Veranstaltung im Vortrags-, Lesungs- und Debattendickicht Berlins - und den Menschen, der dahintersteht.

Was kann ich wissen?

Seien wir ehrlich. So kurz vor Weihnachten steht niemandem der Sinn nach ausgeklügelten Theoriegebilden und aberwitziger Hirnakrobatik. Die Gedanken kreisen um die Fragen, wie man die fehlenden Geschenke zusammengeraffelt bekommt, ob man Barack Obama imitiert und die Weihnachtsgans begnadigt und dann schnell noch den schiefen Weihnachtsbaum begradigt. Wissenschaft und Forschung in weihnachtskompatiblen, also gut verdaulichen Dosen bietet der Science Slam. Hier treten Nachwuchswissenschaftler an, um Forschungsprobleme kurz, knackig und in allgemein verständlicher Form darzubieten. Der vom Bundesministerium für Bildung und Forschung geförderte Wettbewerb widmete sich diesmal dem Thema „Die demografische Chance“. Es ging also um die Tatsache, dass wir alle immer länger leben, immer älter und immer vielfältiger werden. An die Stelle der bekannten Krisenperspektive – Überalterung der Gesellschaft! Kollabierende Sozialsysteme! – wurde eine Analyse der Chancen gefordert, die der demografische Wandel bietet.

Nun treten die Gewinner der Regionalwettbewerbe im Finale in Berlin an. Die Videos mit ihren Wettbewerbsbeiträgen stehen im Internet. Hier sieht man sehr schön, wie Humor die Chancen der Kandidaten eher unauratischer Studienfächer erhöht: „Ich bin Maschinenbauer. Habt ihr sicher erkannt: Karohemd!“, stellt sich Marc Fischer, Messtechniker an der TU Braunschweig, vor. Auch der Vortragstitel, unter dem Johannes Schildgen von der TU Kaiserslautern antritt, klingt witzig: „Ob Sie Pommes zu den Pommes wollen, hab ich gefragt!“ Der Informatiker beschäftigt sich mit den Algorithmen, die hinter dem Bewertungssystem von Amazon stecken. 30 Prozent seines Umsatzes generiert Amazon nämlich mit Empfehlungen: „Kunden, die dies und das gekauft haben, haben auch dies und das gekauft.“ Schlussendlich laufe das System darauf hinaus, Kunden das gleiche Produkt noch mal zu empfehlen. Übertragen auf eine Currywurstbude: Wer Pommes bestellt, dem werden als Beilage Pommes empfohlen. Was das mit Demografie zu tun hat? Lassen Sie sich überraschen!

Was soll ich tun?

Heute Abend Weihnachten Weihnachten sein lassen und um 19 Uhr ins „Lido“ gehen (Cuvrystr. 7).

Was darf ich hoffen?

Auf einen schnellen Happen Wissenschaft im Weihnachtstrubel: Forschung als Fast Food.

Was ist der Mensch?

Als fröhlicher Wissenschaftler auch an Weihnachten unermüdlich: „Doch Forschung strebt und ringt, ermüdend nie, nach dem Gesetz, dem Grund, Warum und Wie“ (Goethe). Elke Brüns

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