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Kultur: Der Andere

Zum Tod des Autors Peter Märthesheimer

Zuletzt hat der vielseitige Wörter und Tatenmensch einen Roman geschrieben, „Ich bin die Andere“ (erschienen im Europa Verlag) – und dazu das Drehbuch des gleichnamigen Filmes, den Margarethe von Trotta derzeit vorbereitet. Es geht um zwei mysteriöse Frauen, Callgirl und Anwältin, die vielleicht nur Erscheinungsformen einer einzigen Frau sind, Liebesgespinste eines unglücklichen Ingenieurs. Versteht sich, dass auch diese Doppelfrau eine Unglückliche ist.

Mit der sensiblen Erfindung solcher Frauentypen ist Peter Märthesheimer berühmt geworden, der studierte Soziologe aus Kiel, der 1969, nach „Katzelmacher“, Rainer Werner Fassbinder kennen lernte und ihm die Drehbücher zu seiner späten Nachkriegstrilogie schrieb: „Die Ehe der Maria Braun“ (1979), „Lola“ (1981) und „Die Sehnsucht der Veronika Voss“ (1982). Ob die auf ihren Mann wartende Maria Braun, der alternde Ufa-Star oder die schöne Prostituierte aus der Provinz: Auch diese Frauen jagen dem Leben nach und kriegen es doch nicht zu fassen.

Die andere Seite von Peter Märthesheimer war die aktiv Gestalterische des Dramaturgen und Produzenten. Er produzierte Fassbinder-Projekte – von „Acht Stunden sind kein Tag“ bis „Berlin Alexanderplatz“ – und war 15 Jahre fürs Fernsehen, beim WDR und der Bavaria als Produzent tätig (was ihn nicht hinderte, weiter als Autor zu arbeiten und etwa vor zwei Jahren die Figur des Kriminalpsychologen Bloch zu erfinden und in Serie zu schreiben). Auch mit einem dreiteiligen Hörspiel ist Märthesheimer hervorgetreten: „Krupp oder Die Erfindung des bürgerlichen Zeitalters“ erzählt mit den Mitteln der DokuFicton deutsche Geschichte von 1870 bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs in einem kunstvollen Zeitraffer nach.

Am Freitag Nachmittag ist Märthesheimer während einer Sitzung der Deutschen Filmakademie in Berlin an Herzversagen gestorben. Er wurde 67 Jahre alt. Mit ihm verliere der deutsche Film einen seiner wichtigsten Autoren, so Akademie-Präsident Günter Rohrbach. Vor allem seine Fassbinder-Bücher seien Marksteine der jüngeren Filmgeschichte.jal

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