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Kultur: Der aus der Boeing fiel

Es macht einen misstrauisch, wenn in Büchern vom Glück die Rede ist. Entsteht Literatur nicht aus Mangel?

Es macht einen misstrauisch, wenn in Büchern vom Glück die Rede ist. Entsteht Literatur nicht aus Mangel? Kann also mit dem Glück in der Wirklichkeit nicht weit her sein. Auch wenn uns das Frühjahrsprogramm der Verlage gleich eine ganze Breitseite an Glückssuchern beschert. Norbert Zähringer zum Beispiel. Dass er einen neuen Roman geschrieben hat, ist zweifellos ein Glücksfall. Seit seinem Debüt „So“ sind fünf Jahre vergangen. Der Mann denkt lange nach. Nun sitzt Paul Mahlow in „Als ich schlief“ (Rowohlt) im Flugzeug nach Los Angeles und liest „Reich und glücklich in sechs Tagen“. Gerade hat er den Jungen Ismael aus einem Altpapiercontainer gefischt. Der afrikanische Kindersoldat war aus dem Radkasten einer Boeing 727 direkt aus dem Berliner Himmel gefallen und hatte den Sturz überlebt. Mahlows Freund Alp ist derweil in eine Demonstration gegen den US-Präsidenten geraten und bewusstlos geschlagen worden. Jetzt liegt er im Wachkoma und erzählt aus seinem Schwebezustand eine Geschichte über die Inselstadt Berlin in den Achtzigern, einen ehemaligen SS- Arzt, der in New Mexico praktiziert, über Quantentheorie, Schrödingers Katze und wie das alles zusammenhängt. Sein großartiges tragikomisches Feuerwerk entzündet Norbert Zähringer am 5.4. (20 Uhr) im Literarischen Colloquium (Am Sandwerder 5, Zehlendorf).

Man könnte es Glück nennen, wenn man sich nach langen Jahren der Trennung wieder trifft, sich noch einmal verliebt, heiratet und nach London zieht. Sie arbeitet in einer Graphikagentur, er in einer Kanzlei. Ein Karrierepärchen. Nur dass sein Job erst frei wurde, weil ein Kollege bei den Angriffen aufs New Yorker World Trade Center umgekommen ist. Auch dass im Hintergrund der Irak-Krieg droht und die Liebe wundersame Wege geht, lässt die beiden sich rasch voneinander entfernen. Sie, die so glücklich sein könnten, sind „Die Habenichtse“ (Suhrkamp). Am 5.4. (20 Uhr) kommt Autorin Katharina Hacker mit ihrem hoch gelobten Roman in die Akademie der Künste (Hanseatenweg 10, Tiergarten).

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