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Kultur: Der Baumeister

Nach 25 Jahren: Antiken-Chef Wolf-Dieter Heilmeyer hört auf

Dass sein Schreibtisch schon leergeräumt ist, stimmt ihn ruhig. Auch der Baulärm vor dem Fenster ist Musik in seinen Ohren: Er zeigt, dass es auf der Museumsinsel endlich vorwärts geht. Wolf-Dieter Heilmeyer hat die aufregenden Jahre, die schnelle Wiedervereinigung nach 1989 und das lange Gerangel um den Masterplan der Museumsinsel miterlebt und – als Stellvertreter des Generaldirektors – mitbestimmt. Dass er deren Vollendung, den Umzug des Ägyptischen Museums ins rekonstruierte Neue Museum, den Umbau des Pergamonmuseums und die Präsentation der Antikensammlung in beiden Geschossen des Alten Museums, nicht mehr im Amt erleben wird, trägt er mit Fassung. „Das ist eine Aufgabe von 20 Jahren, da müssen jüngere Kollegen ’ran“, so der scheidende Direktor der Berliner Antikensammlung.

25 Jahre lang war der gebürtige Königsberger Chef der Berliner Antikenwelt – zunächst, zu West-Berliner Zeiten, als Direktor des Antikenmuseums im westlichen Stüler-Bau in Charlottenburg, der heute die Sammlung Berggruen beherbergt, dann, ab 1992, als Leiter der vereinigten Sammlungen auf der Museumsinsel. Dass die Vereinigung der kriegsbedingt getrennten Sammlungsteile – die Großarchitekturen und die Skulpturen verblieben damals in Ost-Berlin auf der Museumsinsel, die kleinen Stücke kamen nach West-Berlin – so schnell und reibungslos gelungen sei, rechnet er sich als Hauptverdienst an. Sicher, die Notwendigkeit, schnell an einer gemeinsamen Präsentation im Alten Museum arbeiten zu müssen, habe die Belegschaft zusammengeschweißt. Aber auch museumstechnisch hinterlässt Heilmeyer – eine beeindruckende Phalanx an sorgsam beschrifteten Aktenordnern belegt es – ein wohl bestelltes Haus.

1978 hatte Heilmeyer, der zuvor für das Deutsche Archäologische Institut in Griechenland, dann an der Universität Tübingen gearbeitet hatte, in Charlottenburg begonnen. Er hat das Haus zu einem „lebhaften Forschungszentrum“ gemacht und in den Achtzigerjahren 22 Ausstellungen gestemmt, die spektakulärste sicherlich die Ausstellung „Kaiser Augustus und die verlorene Republik“ 1988 im Gropius-Bau. Die Wende 1989 traf ihn nicht unvorbereitet: Bereits zuvor hatte es Kontakte, auch offizielle, mit den Kollegen in Ost-Berlin gegeben, keine Selbstverständlichkeit für Fachleute, die sich zwar in London oder Sofia auf Konferenzen, nie aber in der eigenen Stadt begegnet waren. Im Frühjahr 1990 verfassten die „Archäologen“ unter den Museumsleuten eine Resolution, die für die Vereinigung plädierte. Und gern erzählt der nun scheidende Chef davon, wie man sich am runden Tisch traf, um über die Zukunft der Häuser zu debattieren.

Bilanz gezogen hat Heilmeyer 2001, mit der Ausstellung „Die griechische Klassik“ im Gropius-Bau, „eine Art Resumée für meine Generation“. Am Sonntag wird Wolf-Dieter Heilmeyer feierlich verabschiedet. Nicht endgültig jedoch: Sein Nachfolger – die Kandidaten sind bereits in der engeren Auswahl – wird erst im Juni durch den Stiftungsrat gewählt werden. Und ab Herbst hat Heilmeyer einen Forschungsauftrag zur Aufarbeitung der hauseigenen Sammlung. Er zieht nur ein paar Zimmer weiter. Einen Teil der Akten nimmt er mit.

Christina Tilmann

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