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Kultur: Der Elegante

Zum Tod des Schauspielers Jean-Claude Brialy

Für François Truffaut war er der „französische Cary Grant“ – und das nicht nur, weil man ihm in den vergangenen 50 Jahren auf der Leinwand kaum entkommen konnte. Jean-Claude Brialys bis zur Arbeitswut gesteigerter Fleiß schlug sich in mehr als 200 Filmen nieder – angefangen bei den frühen Arbeiten der nouvelle vague, in Truffauts „Sie küssten und sie schlugen ihn“ oder Rivettes „Paris gehört uns“ über Godards „Eine Frau ist eine Frau“ und Rohmers „Claires Knie“ bis zur „Bartholomäusnacht“ von Patrice Chéreau. Obwohl die schiere Zahl seiner Rollen dafür spricht, dass er dabei nicht besonders wählerisch gewesen sein kann, hat er sich doch kaum vergriffen. Sein Charme und seine oft großbürgerliche Eleganz bürgten geradezu für ein zwischen Kunst und gehobenem Boulevard changierendes Qualitätskino, dem er sich auch als Regisseur verpflichtet fühlte.

Brialy, ein 1933 geborener pied noir, der zu seiner algerischen Herkunft ein durchaus sentimentales Verhältnis pflegte, wie seine Memoiren „Le ruisseau des singes“ (Der Affenbach) beweisen, war darüber hinaus auch ein unermüdlicher Theatermann. Als langjähriger Besitzer und Intendant der „Bouffes parisiens“ war er vor und hinter den Kulissen gleichermaßen aktiv. Sein stiller Ruhm aber wird darin bestehen, mit unauffälliger Selbstverständlichkeit ein Teil des französischen Kinos gewesen zu sein, ohne den die Filme von Claude Chabrol, Louis Malle, Claude Lelouch, Philippe de Broca und André Techiné nicht das wären, was sie geworden sind. Am Mittwoch ist Brialy mit 74 Jahren in Paris gestorben. dotz

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