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Kultur: Der fliegende Derwisch

verneigt sich vor Daniel Barenboim Dieser Mann ist ein Phänomen. Er spielt Klavier wie ein Teufel, er tanzt auf dem Dirigentenpodium wie ein Derwisch, er jettet unablässig durch die Welt – und zeigt dabei keinerlei Ermüdungserscheinungen.

verneigt sich vor Daniel Barenboim Dieser Mann ist ein Phänomen. Er spielt Klavier wie ein Teufel, er tanzt auf dem Dirigentenpodium wie ein Derwisch, er jettet unablässig durch die Welt – und zeigt dabei keinerlei Ermüdungserscheinungen. Im Gegenteil, je größer sein Stress, so scheint es manchmal, desto höher die Anzahl sensationeller Konzertabende. Und dabei sucht sich der Maestro immer die schwersten Brocken des Repertoires aus. Wie zum Beispiel Arnold Schönbergs „Moses und Aron“.

Ab Sonntag leitet er an der Staatsoper eine Aufführungsserie eines der heikelsten Stücke der Musikgeschichte. Am 4. April hat Barenboim die Produktion (Regie: Peter Mussbach) zur Premiere gebracht und viel Lob für seine sinnliche Interpretation der als spröde geltenden Zwölftonmusik geerntet. An diesem Tag startete er zugleich einen beispiellosen Auftritts-Marathon: Im Rahmen der Staatsoper-Festtage leitete er neben „Moses und Aron“ auch zwei „Pique Dame“-Abende, er dirigierte an drei aufeinander folgenden Tagen drei verschiedene Programme mit dem Chicago Symphony Orchestra und begleitete am dritten Tag auch noch Cecilia Bartoli. Dann fuhr Barenboim nach Wien, um an acht Abenden sämtliche Beethoven-Klaviersonaten zu spielen, unterbrochen lediglich von ein paar Abstechern: Da war der Zyklus aller Brahms-Sinfonien in München, da gab er beim Europakonzert in Athen Brahms 1. Klavierkonzert, und trat schließlich in Ramallah auf. Am 16. und 18. Mai war Barenboim in New York. Dann flog er nach Chicago, wo er 19 Auftritte binnen vier Wochen absolvierte. Am 21. Juni ging es zurück nach Europa, am 22. stand das Benefizkonzert des Bundespräsidenten in der Philharmonie an. Am 24. spielte der Künstler mit seinem Sohn Michael und Freunden Schuberts Forellenquintett im „Grand Hotel de Rome“, das derzeit im ehemaligen Staatsbankgebäude hinter der Staatsoper entsteht.

Am 26. steht Barenboim , wie gesagt bei Moses und Aron im Orchestergraben der Staatsoper Unter den Linden, am 27. nimmt er den „Givat Haviva“-Friedenspreis im Hotel Sorat am Spree-Bogen entgegen, gefolgt von einem Sechsgangmenü der „Chefs for Peace“. Am 28. spielt er beim Klavierfestival Ruhr erstmals Johann Sebastian Bachs „Wohltemperiertes Klavier“, am 29. Juni und 1. Juli stehen weitere „Moses“-Aufführungen in Berlin an, am 2. Juli ein weiteres Bach-Recital im Leipziger Gewandhaus. Staunend stammelt der Betrachter die letzten Zeilen aus Schönbergs „Moses und Aron“: „Oh, Wort, du Wort, das mir fehlt…“

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