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Kultur: Der Fröhliche

Zum Tod des italienischen Liedermachers Lucio Dalla.

„Ich glaube nicht an den Tod“, sagte Lucio Dalla einmal: „Er ist nur das Ende der ersten Halbzeit.“ Dass der Pausenpfiff allerdings so unvermittelt kommen würde, damit konnte niemand rechnen: Noch am Mittwochabend hatte Dalla im schweizerischen Montreux ein Konzert gegeben; er war in Bestform, und sie klatschten lange für den kleinen Großen der italienischen Liedermacherszene. Am Donnerstagmorgen frühstückte Dalla mit seiner Entourage noch fröhlich. Dann kam der Herzinfarkt.

Dalla stammte aus Bologna, am kommenden Sonntag wäre er 69 Jahre alt geworden. Fünfzig davon hatte er auf der Bühne gestanden, und wenn der italienische Parlamentspräsident Gianfranco Fini nun sagt, mit Dallas Tod gehe „der Soundtrack unseres Lebens zu Ende“, dann hat er damit durchaus das Gefühl einer Generation ausgedrückt.

Als Klarinettist wurde Dalla einstmals entdeckt. Groß wurde er aber als „Cantautore“, als poetischer Liedermacher. Er kam aus dem Jazz. Er pflegte Anklänge an die Rockmusik, in allen „canzoni“ aber blieb Dalla authentisch. Mit Allüren fiel er nie auf. Dafür bewahrte er sich eine ganz eigene Autonomie: Er wählte kommunistisch, unterrichtete aber auch Silvio Berlusconis Firmenmanager. Er hielt engen Kontakt zur Schlagerszene, inszenierte aber auch Opern. Er machte seine Shows im Fernsehen und schrieb Bücher.

Zusammen mit Francesco De Gregori holte Dalla die Cantautorimusik aus den kleinen Zirkeln der Fanlokale und füllte ganze Fußballstadien. Sein Hit über den Opernstar Enrico Caruso wurde ein noch größerer Erfolg, als ihn Luciano Pavarotti interpretierte und ihn damit ins Programm der Operntenöre aufnahm.

Dalla spürte – und drückte das auch aus – Gott oder zumindest ein religiöses Gefühl in sich. Er nannte sich einen praktizierenden Katholiken und bewunderte Papst Benedikt XVI. Nicht umsonst sollen die Franziskanerpatres von Assisi die ersten gewesen sein, die Dallas Tod in die Welt hinaus twitterten. Sie sind es wohl auch, die nun auch am besten wissen, wie es nach der ersten Halbzeit weitergeht.Paul Kreiner

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