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Kultur: Der große Zampano

Nun also kommt er, nachdem der Ruf Peymann ante portas in Berlin bereits seit einem Jahr erklingt, vor und hinter den Türen des Berliner Ensembles und ohnehin in allen Theaterkantinen..

Nun also kommt er, nachdem der Ruf Peymann ante portas in Berlin bereits seit einem Jahr erklingt, vor und hinter den Türen des Berliner Ensembles und ohnehin in allen Theaterkantinen...Für die Szene der Hauptstadt, die seit dem Niedergang des BE, seit der Schließung von Schillertheater und Freier Volksbühne, seit den Depressionen der Schaubühne mit Thomas Langhoffs feingewebtem Deutschen Theater und Frank Castorfs fetziger Volksbühne allein noch keine Theaterhauptstadt ist, bedeutet Claus Peymanns künftige Intendanz im Berliner Ensemble allemal ein Signal.Zugleich steht mit dem jungen hochbegabten Team von Thomas Ostermeier auch der Schaubühne als Chance 2000 eine Erneuerung bevor.Die Entscheidung für Ostermeier war klug und kühn, die Wahl Peymanns ist konsequent und vernünftig.Denn eine Zäsur im BE, auf dem Traditionen, Erbschatten und Erblasten wie Bleiberge lasten, kann wohl eher als jedes Junggenie ein vital Erfahrener, ein Intendant und Inspirator mit unabweisbarer Autorität schaffen.Hier geht es nicht einfach darum, mit kurzem Atem Staub und Asche Brechts, Weigels, Wekwerths und des zweiten, kurzzeitigen Ersatzvaters Heiner Müller fortzupusten.Viel wichtiger erscheint ein sowohl programmatischer wie atmosphärischer Wandel: um dem grau gewordenen Haus am Schiffbauerdamm überhaupt wieder so etwas wie Spielfreude und jene Kunstheiterkeit einzublasen, die sich von Schiller bis Müller selbst die Tragödiendichter als Antrieb gewünscht haben.Hierfür ist Peymann, aus dem 68er-Studententheater entsprungen und seit seinen Stuttgarter, Bochumer, Wiener Zeiten ein im Umgang mit Politikern, Poeten und Publikum hocherfahrener Zampano, der richtige Mann.Auch sein optimistisches PR-Talent, das dem Weltkreis und der Stadt das Theater noch immer als wichtigstes Medium unter der Sonne einzureden fähig ist, kann einem Ort der Selbstzweifel und Larmoyanzneigungen nur guttun.Dies als Willkommensgruß.Im übrigen aber gilt auch am neuen BE Brechts alte Weisheit, daß sich der Pudding (sprich: Peymann) erst beim Essen erweist. P.v.B.

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