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Kultur: "Der Himmel kann warten": Lustig macht sauer

Dass Humor eine todernste Sache ist, wurde schon oft genug gesagt. Aber merkwürdigerweise hat noch niemand einen Film darüber gedreht.

Dass Humor eine todernste Sache ist, wurde schon oft genug gesagt. Aber merkwürdigerweise hat noch niemand einen Film darüber gedreht. In ihrem ersten Langfilm geht die junge Regisseurin Brigitte Müller weiter als erwartet: Sie vertritt nicht nur die These, dass man hart arbeiten muss, um die Leute zum Lachen zu bringen - sie sagt sogar, man müsse erst gelitten haben, um ein erstklassiger Komiker zu werden. Müller porträtiert ein Freundespaar, wie es ungleicher nicht sein kann. Paul (Steffen Wink) ist ein selbstbewusster, durchtrainierter Sunnyboy und Alexander (Frank Giering) ein dickliches, schwermütiges Sorgenkind. Alexander hat noch nie mit einer Frau geschlafen. Aus gutem Grund: ihm fehlt ein Bein, weitere Gliedmaßen werden folgen. Wenn er zum Arzt geht, fragt er unverblümt: "Und was muss diesmal amputiert werden?" Auch Paul reißt Witze, er fragt, wenn sie Essen gehen: "Dein Daumen ist doch noch dran?" Dafür liebt Alexander ihn.

Seine Spannung bezieht der Film daraus, dass seine Protagonisten gleich mehrere Ziele verfolgen und es nie so recht klar wird, welches dieser Ziele denn nun Priorität haben soll. Da ist einmal der berufliche Erfolg, der Erfolg als Komiker. Paul und Alexander sehnen sich nach einer eigenen Fernsehshow und nehmen dazu regelmäßig an Wettbewerben teil. Hinzu kommt die Sehnsucht nach dem privaten Glück. Alexander möchte, bevor er seiner Krebserkrankung erliegt, wenigstens einmal die große Liebe kennengelernt haben.

Als Darstellung einer Freundschaft kann der Film nicht genügend gelobt werden. Steffen Wink und Frank Giering ergänzen sich hervorragend. Wink legt so grandiose Imitationen von Marlon Brando und Jim Carrey hin, dass man sich nach weiteren Kostproben seines Talents sehnt. Schade nur, dass die Frauenrollen unterentwickelt sind. Als anständige Barfrau, die Paul einen Korb gibt, sagt Catherine Flemming: "Ich gehöre nicht zu den Frauen, die glatt genug sind, dass du dich in ihnen spiegeln kannst".

Nach solch einem Satz muss der Kinobesucher erst einmal tief durchatmen. Und ob Paul durch seinen sterbenden Freund Alexander tatsächlich die nötige Reife erlangt, um ein erstklassiger (Tragi-)Komiker zu werden, bleibt mehr als ungewiss. Dennoch: Die Tatsache, dass sie zwei der meist eingesetzten, dabei auch etwas abgenutzten Nachwuchsdarsteller des deutschen Films zu Höchstleistungen animieren konnte, weist Brigitte Müller als ernst zu nehmendes Talent aus.

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