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Kultur: Der isländische Künstler Hreinn Fridfinnsson zeigt das Sublime eines Fingerabdrucks

Während mit Eröffnung der Saison der Hype der jungen Kunst in Berliner Galerien erneut geschürt wird, unterläuft Alexandra von Scholz mit einer eher zurückhaltenden Ausstellung diese Art von Popularismus. Der aus Island stammende und in Amsterdam lebende Künstler Hreinn Fridfinnsson (Jahrgang 1943) hat an Ausstellungen in Deutschland kaum teilgenommen und ist hier so gut wie unbekannt.

Während mit Eröffnung der Saison der Hype der jungen Kunst in Berliner Galerien erneut geschürt wird, unterläuft Alexandra von Scholz mit einer eher zurückhaltenden Ausstellung diese Art von Popularismus. Der aus Island stammende und in Amsterdam lebende Künstler Hreinn Fridfinnsson (Jahrgang 1943) hat an Ausstellungen in Deutschland kaum teilgenommen und ist hier so gut wie unbekannt. Seine Arbeit ist unspektakulär, da sie weniger etwas vorzeigt, als Muster und Spuren darlegt für etwas Abwesendes. Wenn man berichtet, dass der Künstler sich außerdem für die Mythen Islands interessiert, so wird seine Abseitigkeit in Bezug auf eine Kunstwelt klar, die gegenwärtig urbane Kunst präferiert.

Natur spielt eine große Rolle für Fridfinnsson; dort sind für ihn die Mythen präsent. Betrachtet man eine der ausgestellten Fotografien der kargen isländischen Gebirgslandschaft, sieht man nichts weiter als eine kleine separate Erhebung vor einem Hang. Der Titel "Tungustapi - Kathedrale der Elfen" jedoch verweist auf die alte Tradition, Orten mythische Kräfte zuzuschreiben (3300 Mark).

Der Künstler setzt lapidar minimalistische Mittel ein; er scheint von der Minimal Art und Land Art der siebziger Jahre herzukommen. Dabei entstehen jedoch weniger rational abgemessene Objekte als vielmehr topographische Vermessungen, die seinen Umgang mit Landschaft und Licht übersetzen. An der Wand sind fluoreszierende Lichtstifte wie Markierungen gesetzt. Demgegenüber befinden sich mit Graphit hergestellte Zeichnungen, die zarte Oberflächenreliefs aufweisen und durch den Hinweis "from Mont St. Victoire" auf Cézanne verweisen. Ediert in einem weißem Buch von den Editionen Camille von Scholz in Brüssel wirken sie wie imaginäre Landschaften (2400 Mark).

In den siebziger Jahren verfolgte Fridfinnsson ein Projekt, bei dem er einen Hauscontainer in die isländische Landschaft platzierte und in Fotos festhielt. Foto-Dokumentationen haben sein Werk lange begleitet. Nun fotografiert er ein Prisma, in dem sich das Licht bricht. Er fängt dieses Licht in seiner Hand, als solle damit zum Ausdruck kommen, dass es ihm weniger um eine eigene Setzung geht als um die Betonung des bereits Vorhandenen in einer bestimmten Disposition. Ständig bewegt sich Fridfinnsson mit seinen Markierungen am Randbereich der Materie. Ähnlich wie Duchamp Staub auf Glas auffing, setzt er Spinnweben hinter Glas in Rahmen (1400 Mark).

In diesem Zusammenhang gerät ein Ensemble von flüchtig bemalten Holzstäbchen fast schon dekorativ. Es wird konterkariert von ungerahmten Glasscheiben, die farbige Fingerabdrücke an den Rändern zeigen. Doch im Prinzip vermeidet Fridfinnsson darstellerische Übergriffe. Ihn scheint weniger die Überwältigunsqualität des Sublimen zu interessieren, wie sie Barnett Newman mit seiner Frage nach der Furcht vor dem Rot, Gelb und Blau provozierte. Sein Sublimes ist ein Spurenelement, dass sich in den Linien roter, gelber und blauer Fingerabdrücke abzeichnet.Galerie Alexandra von Scholz, Kleine Hamburger Straße 3, bis 23. Oktober; Dienstag bis Sonnabend 11-19 Uhr.

Katja Reissner

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