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Kultur: Der Kenner

André Schmitz soll Berlins Kulturpolitik managen

Ist er es nicht eigentlich schon längst? Und was bedeuten schon Titel im neuen Berliner Senat, da der Regierende Bürgermeister wegen der schnöden Machtarithmetik auch den Kultursenator gibt. Nun soll André Schmitz, bisher Chef der Wowereit’schen Senatskanzlei, Berlins Kulturstaatssekretär werden. Als Kultursenator war er immer mal wieder im Gespräch. Man traut es ihm nicht nur zu, sondern verbindet mit seinem Namen auch die Hoffnung, dass etwas Gutes daraus erwächst für die hauptstädtische Szene. Jetzt, da die Opernstiftung zu implodieren droht, umso mehr.

Schmitz, 1957 in Oberhausen geboren, später in Hamburg und Hildesheim tätig und seit 1992 in Berlin, hat schon einmal ein Opernhaus über die Zeit gerettet. Das war in den späten neunziger Jahren, in der Zeit nach Götz Friedrich, als der Tanker der Deutschen Oper bedrohlich ins Schlingern kam. Zuvor hatte der Jurist Schmitz die Castorf’sche Volksbühne, auf der zwar OST steht, aber in der schon immer viel Westen drin war, erfolgreich mit aufgebaut aus Ruinen.

Es ist eine Binse, die sich in diesen hektischen Tagen wieder bewahrheitet: Erfolg oder Misserfolg aller Berliner Kulturpolitik hängt an der leidigen Opernfrage. Und da zeichnet sich jetzt schon eine gewisse Arbeitsteilung ab. Wowereit prescht vor, und Schmitz wird für die Feinjustierung zuständig sein. Seine Hausmacht, auch wenn er sich nicht Senator nennen darf, es de facto aber sein wird, dürfte eher größer sein als die des scheidenden Kultursenators Thomas Flierl. Den hat Wowereit gelegentlich in der Öffentlichkeit vorgeführt; das wird es in Zukunft nicht mehr geben. Wowereit und Schmitz sind ein erfahrenes Team. Und das kann ebenso gut funktionieren, wie die Abschaffung des eigenständigen Kulturressorts hoch problematisch ist. Es kann überhaupt nur in dieser personellen Konstellation gut gehen; ein Modell ist diese Arbeits- und Amtsaufteilung sicher nicht.

Mit André Schmitz bekommt die Kulturszene einen verlässlichen Partner, sein Spektrum ist breit und geht weit über die Bühnen hinaus. Sein besonderes Interesse gilt den Gedenkstätten und dem jüdischen Erbe. Leute, die Schmitz nicht so sehr mögen, nennen ihn einen „Hanseaten“ – das Bürgerliche, Großbürgerliche hat es schwer in Berlin, weil kaum mehr existent.

Neben der Oper warten auf den Neuen andere große Personalentscheidungen, am Deutschen Theater zum Beispiel und irgendwann auch am Berliner Ensemble. Es schadet nicht, wenn da einer die Bühnenwelt von innen kennt. R. S.

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