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Kultur: Der Kongreß tanzt

Konferenz-Kabarett: "Euroblues" im Theater am Halleschen UferVON SANDRA LUZINAEuropa ist eine Frau - so erzählt es der Mythos.Europa, das vereinte, ist Miss Europe in vierfacher Ausführung - so will es der holländische Choreograph Feri de Geus, der im Theater am Halleschen Ufer den "Euroblues" anstimmt.

Von Sandra Luzina

Konferenz-Kabarett: "Euroblues" im Theater am Halleschen UferVON SANDRA LUZINAEuropa ist eine Frau - so erzählt es der Mythos.Europa, das vereinte, ist Miss Europe in vierfacher Ausführung - so will es der holländische Choreograph Feri de Geus, der im Theater am Halleschen Ufer den "Euroblues" anstimmt.Vier Girls mit Blondhaarperücke sollen eine Vision vom vereinten Europa vor unseren Augen erstehen lassen.Das bevorzugte Thema von Konferenzen und Kolloquien wird nun auf der Tanzbühne beackert. Für die Produktion wurde ein europäisches Cast auf die Beine gestellt: zu der Holländerin Noortje Bijvoets, der Schweizerin Andrea Beuger, der Italienerin Dalia Zaltron und der Deutschen Desirée Schneider gesellt sich der Pole Olek Witt als Europa-Verehrer hinzu.Alle Darsteller dürfen ab und zu in ihrer Muttersprache palavern, doch kein fröhliches Babylon nimmt hier sprachliche Gestalt an, dafür sorgt schon die Übersetzung ins Englische, die nivelliert und auch verfälscht.Ein Euro-Talk aus Slogans, Börsenindex und Wetterbericht wird dem Publikum um die Ohren gehauen.Auf Bürostühlen formiert sich das Damenquartett zum Euro-Club.Als Show-Einlage ist das immer gleiche Girl-Gewackel zu sehen.Kees Wennkendonk am Synthesizer steuert einen Einheits-Sound bei, der zunehmend aufs Gemüt schlägt. Die geläufigen Vorbehalte und Bedenken der Euroskeptiker werden hier zusammengetragen und abgehakt.Das Verschwinden von Individualität, das Einebnen von kultureller Besonderheit - dies szenisch zu vergegenwärtigen gelingt nicht.So laviert die Produktion zwischen alten, nationalen Stereotypen und neuen Euro-Kischees, eiert zwischen Konferenzjargon und Kabarett.Da wird ein bißchen auf nationalen Empfindlichkeiten herumgetrampelt.Die Sketche erschöpfen sich in ulkiger Verniedlichung und niedlicher Verulkung, bös-blöd und polemisch-provokant kommt die Aufführung nicht daher.Zwischendurch raschelt heftig das Papier, wenn das Verschwinden von geographischen und moralischen Grenzen konstatiert wird.Der Mythos von Europa und dem Stier wird arg strapaziert.Als Folie für einen Klagegesang, der noch einmal verlorene Schönheiten in den Blick rücken soll, taugt er nicht. Weitere Vorstellungen: bis 5.April im Theater am Halleschen Ufer, jeweils 21 Uhr; vom 8.-12.April in den sophiensälen.

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