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Kultur: Der "Main Tower" in Frankfurt am Main bietet erstmals eine öffentliche Aussichtsplattform

Zu seinem Glück muss man zuweilen gezwungen werden: Der "Main Tower" ist der erste "bürgernahe" Wolkenkratzer in Frankfurt am Main, verfügt er doch in seiner Spitze über eine ab April öffentlich zugängliche, doppelgeschossige Aussichtsplattform, zwei ebenfalls zugängliche Sendestudios des Hessischen Rundfunks und ein bald eröffnendes Restaurant. Aber diese öffentliche Nutzung, mit der man jetzt prunkt, war eine Auflage der Stadt Frankfurt an den Bauherrn, die Landesbank Hessen-Thüringen.

Zu seinem Glück muss man zuweilen gezwungen werden: Der "Main Tower" ist der erste "bürgernahe" Wolkenkratzer in Frankfurt am Main, verfügt er doch in seiner Spitze über eine ab April öffentlich zugängliche, doppelgeschossige Aussichtsplattform, zwei ebenfalls zugängliche Sendestudios des Hessischen Rundfunks und ein bald eröffnendes Restaurant. Aber diese öffentliche Nutzung, mit der man jetzt prunkt, war eine Auflage der Stadt Frankfurt an den Bauherrn, die Landesbank Hessen-Thüringen. Der Hamburger Architekt Peter Schweger preist diese Auflage als "großes Glück".

Ansonsten gibt sich der jetzt eröffnete "Main Tower" von außen und innen erstaulich unprätentiös. Schon das Streben nach dem höchsten Frankfurter Bau hat man sich verkniffen; mit seinen 198 Metern kommt er in der kommunalen Rangordnung erst an vierter Stelle. Die englische Lesart seines Namens - als "erster Bau am Ort" - löst er so nicht ein. Eleganz verstrahlt die Aufteilung in einen 170 Meter hohen, quadratischen und mit Baubronze verkleideten Turm und in den knapp 30 Meter höheren Glaszylinder. Für Schweger fügt sich dieses ungleiche Paar in seine Umgebung, das Bankenviertel in der Neuen Mainzer Straße: "Der Quadratkörper ist massiv und statisch, reflektiert den Straßenraum, der runde Turm den Panoramablick. Der eine Körper setzt die Stabilität, der andere Leichtigkeit und Veränderbarkeit."

Vor den fünf Sockelgeschossen steht die neoklassizistische, denkmalgeschützte Sandsteinfassade eines 1903 errichteten Geschäftshauses, dessen Baukörper dem Neubau weichen musste. Darüber erheben sich fünfzig Büroetagen, die vom Boden bis zur Decke voll verglast sind. Transparenz heißt zwar das neue Zauberwort der Hochhaus-Architektur, aber beim "Main Tower" fällt das weder von nah noch von fern besonders ins Gewicht - es liegt an dem extrem dicken, blaugrauen Glas. Dafür sind die Metallrahmen so fein, dass man sie kaum wahrnimmt.

Damit fügt sich der rund 700 Millionen Mark kostende Neubau mit seinen 62 000 Quadratmetern Nutzfläche ohne hervor stechende Akzente in die Nachbarschaft ein. Unmittelbar daneben steht der aus zwei achteckigen Säulen bestehende "Helaba"-Turm von 1976, der gleichfalls den hessisch-thüringischen Sparkassen gehört. Auf der anderen Seite grenzt das neue "Eurotheum" an, ein schlichter Glasturm, der nach New Yorker Vorbild erstmals Büroräume und Apartments unter einem Dach anbietet. Schräg gegenüber steht mächtige Konkurrenz: das quadratische, an eine Laterne erinnernde und mit seiner roten Steinverkleidung weithin leuchtende "Japan Center".

Der "Main Tower" hält sich zwar von seinem Erscheinungbild her zurück, kann aber dafür mit ausgereifter Gebäudetechnik beeindrucken: So deckt die Abwärme des Blockheizkraftwerkes zugleich die Kälteversorgung für den Sommer. Zudem wird die Kälte im Winter auf dem Dach gesammelt und in einhundert dicken Pfählen, die fünfzig Meter unter der Bodenplatte in die Tiefe reichen, für den Sommer gespeichert. Die 2550 Fenster sind parallel ausfahrbar und sorgen auch in den oberen Etagen für natürliche Lüftung.

Das in über dreijähriger Bauzeit errichtete Hochhaus wird nur zu Hälfte von dem Zusammenschluss der hessisch-thüringischen Sparkassen genutzt, die andere Hälfte ist bereits zum Großteil vermietet. Insgesamt ist in den Büroräumen Platz für etwa 2000 Mitarbeiter. Auch die Innengestaltung setzt sich nicht auffällig von anderen Bankinstituten ab. Das Foyer ist mit Marmor, Granit, Edelmetall und Holz recht kühl geraten; zwei Kunstwerken mildern diesen Eindruck. Stephan Huber hat in einem Wandmosaik etwa sechzig Frankfurter Geistesgrößen des 20. Jahrhunderts versammelt, von Martin Niemöller über Theodor W. Adorno bis zu Kaspar König. Bill Viola indessen spielt in einer Video-Installation mit dem flüchtigen Element Wasser. Das auch von außen einzusehende Geschehen gibt einen guten Kontrast zur schwerfälligen Bankenflucht ab.

Auch im Restaurant regiert ein schlichter Stil beim Mobiliar und bei der Innenarchitektur, bis hin zur Rückwand der Bar aus Glassteinen. Schließlich entschädigt der Blick von der Aussichtsplattform für alles, selbst bei Nacht. Doch vermutlich wird der "Main Tower" nicht lange der einzige Aussichtsturm bleiben. In Frankfurt werden ständig neue Pläne für Türme bekannt, und sogar SPD-Planungsdezernent Martin Wentz, bisher Blockierer von weiteren Hochhäusern, schlägt inzwischen kompromissbereite Töne an.

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