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Kultur: Der Osten, ganz nah

KUNST

Nostalgie verklärt Erinnerung. Ostalgie kompensiert Erinnerungsfeindlichkeit. Doch inzwischen ist der Osten auch im Westen Kult. Nach Kino, Büchern, Fernsehshows folgt nun das akademische Ritual der Podiumsdiskussion. Auch die Staatlichen Museen zu Berlin und die Heinrich-Böll-Stiftung hatten Hochkulturelles im Sinn, als sie zur Gesprächsrunde Ostkultur. Was bleibt, soll bleiben, für wen? in die Neue Nationalgalerie luden. Noch diese Woche läuft dort die Ausstellung „Kunst in der DDR“ – neben „Picasso“ die erfolgreichste Schau der staatlichen Museen in den vergangenen Jahren. Ihren Kuratoren Eugen Blume und Roland März wurden Fehlbewertungen vorgeworfen – bei 130 Künstlern nicht verwunderlich. Den Anspruch, ein möglichst ideologiefreies Panorama der DDR-Kunst zu bieten, lösen sie dennoch ein.

Ostkultur gleich bildende Ostkunst? Lediglich Hortensia Völckers, Chefin der Bundeskulturstiftung, und der Publizist Friedrich Dieckmann reagierten auf die ungeschickten Fragen der Moderatorin Christine Daum nach dem gesellschaftlichen Überbau. Doch auch sie konnten mit dem Begriff Ostkultur nichts anfangen.

Und die Gültigkeit der in der DDR entstandenen Werke? Der Westen hat sich angewöhnt, die Bedeutung eines Künstlers nach seinem Marktwert zu beurteilen. Das Gros der DDR-Künstler, so Blume, spielt im kommerziellen Kunstbetrieb keine Rolle. Gefragt seien weiterhin museale Antworten. Sollten die Besten einmal zusammen mit Lucian Freud, Francis Bacon oder dem späten Picasso ausgestellt werden, wie es der Kunsthistoriker Matthias Flügge vorschlug? Schlimmstenfalls verlieren wir dabei eine weitere Illusion.

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