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Kultur: Der Papst und die Frauen

Von Alice Schwarzer

Keiner der Jünger Jesu war schwarz. Aber wäre es denkbar, dass im 21. Jahrhundert Schwarze in der katholischen Kirche nicht Priester oder gar Kardinal werden dürfen? Nein, denn das wäre ja Rassismus, und der ist tabu. Nicht tabu ist der Sexismus im ältesten Männerbund der Welt. Dem KarrierePriester Ratzinger, Sohn eines Polizisten und einer Hausfrau, führte bis zu ihrem Tod die älteste Schwester den Haushalt. Bei dieser Arbeitsteilung wird es für Papst BenediktXVI. auch im Vatikan bleiben: Die Arbeit an der Basis für die Frauen – die Macht an der Spitze für die Männer.

Ratzinger war zwanzig Jahre lang als Chef der Glaubenskongregation auch für das strikte Verbot von Verhütung und Abtreibung verantwortlich. Er wird als Papst, als verlängerter Arm von Wojtyla auch weiterhin für diese Frauen entmündigende Politik stehen. Dass nicht zuletzt dank dieser Politik Jahr für Jahr über 100000 Frauen in der Welt an illegalen Abtreibungen sterben, hat den Vatikan noch nie gestört, geschweige denn erschüttert. Es bleibt also alles beim Alten bei den alten Männern im Vatikan. Und es bleibt an den Katholikinnen, die angemessenen Konsequenzen daraus zu ziehen.

Alice Schwarzer ist Herausgeberin der Zeitschrift „Emma“. Zuletzt erschien von ihr „Liebe Alice! Liebe Barbara! Briefe an die beste Freundin“ (Kiepenheuer & Witsch, 2005)

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