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Kultur: Der Porträtfotograf Christian Rothmann als Ethnologe

Künstler gehen gern auf Reisen, fotografieren Land und Leute und sind doch selbst nie im Bild. Christian Rothmann hat schon 39 Länder bereist.

Künstler gehen gern auf Reisen, fotografieren Land und Leute und sind doch selbst nie im Bild. Christian Rothmann hat schon 39 Länder bereist. Irgendwann kam ihm in den Sinn, den Spieß umzudrehen. Mit der einfachen wie genialen Idee: "You and me?" fragte der Berliner Menschen in vier Ländern - "Du und ich" zusammen auf einem Foto? Mit im Gepäck hatte er fortan zwei Selbstporträts, ein lachendes und ein ernstes mit geschlossenen Augen.

Mit seiner Serie "you and me?" - ein Teil ist in den "empty rooms" zu sehen - hat Rothmann das Feld der simplen Porträtfotografie verlassen und sich nebenbei als Ethnologe betätigt. Schließlich mußte er auf Fremde zugehen, mit ihnen kommunizieren. Die meisten sagten spontan zu. "Schwierig war es in Berlin", erzählt der 45-Jährige, weil er mit Fragen nach dem wieso, weshalb, warum und dem Recht am eigenen Bild überhäuft wurde. Am einfachsten hingegen war es in Japan: Eine junge Japanerin hält das Foto mit dem lachenden Künstler in den Händen. Sie selbst blickt ernst in die Kamera. Vielleicht hat sie ja eine Prüfung vor sich - hinter ihr hängen lauter kleine Zettel, zu Papier gebrachte Wünsche. Auch der Mann mit der Nikolaus-Mütze - oder ist es eine Frau? - versteckt sich hinter dem Rothmann-Konterfei, als sei das weihnachtliche Treiben eine sehr ernste Angelegenheit.

Diese Prints über die Ab- und Anwesenheit des Fotografen im Bild sind eine Mischung aus Inszenierung und Spontanität. Ob sie lachen, hin- oder wegschauen, einfach nur dastehen oder andere Dinge tun, war den Modellen überlassen. So erzählen die Fotos (2900 Mark) kleine Geschichten, die man sich selbst zusammenreimen muss. Seinen Menschenaufnahmen setzt Rothmann abstrakte Farbbilder gegenüber. Das kennt man auch von Arbeiten des Malers Rothmann:Die monochrome Fläche ist als "Ergänzung" gedacht. Meist erkennt man so gut wie gar nichts, obschon es Details aus der Umgebung des Porträtierten sind, die den Anspruch auf Authentizität unterstreichen.empty rooms, Axel-Springer-Straße 39, bis 9. Januar; Mittwoch 16-20 Uhr und nach tel. Vereinbarung (251 93 40). Katalog 30 Mark.

Andreas Hergeth

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