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Kultur: Der späte Revolutionär Christian Rohlfs

im Brücke-Museum

Der Industrielle und Mäzen Karl Ernst Osthaus sah in ihm einen „genial veranlagten Künstler, der keinen Pinselstrich tut, ohne neue Probleme anzugreifen“ – und berief Christian Rohlfs (1849-1938) im Jahr 1901 an die Kunstschule Hagen, verschaffte ihm dazu ein Atelier im damals neuen Folkwang-Museum. Für den Maler nahm so „Die Begegnung mit der Moderne“ ihren Anfang. Christian Rohlfs war nicht mehr jung, als er, mitgerissen vom Impetus seiner Mitstreiter Ernst Ludwig Kirchner, Max Pechstein und Karl Schmidt-Rottluff, so etwas wie ein später Revolutionär wurde. Das Brücke-Museum widmet sich nun mit einer umfangreichen Ausstellung seinen wichtigsten Jahren bis 1917.

Einige Landschaftsbilder noch aus der Weimarer Zeit illustrieren, dass Rohlfs zunächst unter dem Einfluss französischer Freilichtmalerei stand, wertvolle Vergleichsgemälde von Courbet und Corot bezeugen es. In Hagen schwärmte Rohlfs dann zuerst für den Neoimpressionismus, tüpfelte Hügelschwünge in prismatisch zerlegten Farben wie Georges Seurat. Gemälde von Munch, Kirchner, Nolde und Schmidt-Rottluff flankieren Rohlfs’ frühe Auseinandersetzung mit dem Expressionismus. Ein van-Gogh-Original braucht es nicht, um in den emphatisch verwirbelten Malspuren der „Bäume am Flussufer“ (1910) eine Nähe zur Kunst des großen Niederländers zu erkennen.

Wie ein Kaleidoskop spiegelt Rohlfs’ Werk die Innovationen der Moderne und bindet sie doch in seinen ganz eigenen, von verhaltenen Farbtönen geprägten Malstil. Was an diesem Ort nicht fehlen darf: die an „Brücke“-Vorbildern geschulten Holzschnitte mit biblischen Themen. In ihrer archaischen Wucht ist die Erschütterung des Ersten Weltkriegs zu spüren.

Brücke-Museum, bis 30. Juli, Mi–Mo 11–17 Uhr. Der Katalog kostet 24 €.

Jens Hinrichsen

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