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Kultur: Der Weltstar soll es richten

Kent Nagano leitet ab 2015 die Staatsoper Hamburg.

Die Möwen kreischten es schon länger von den Hafenbarkassen, jetzt ist es amtlich: Ab der Saison 2015/16 heißt der Generalmusikdirektor an der Hamburgischen Staatsoper Kent Nagano und ihr Intendant Georges Delnon. Die beiden folgen Simone Young nach, die ihren Doppelposten mit Ablauf ihres Vertrags im Jahr 2015 räumt. Bange Hoffnung keimt auf – steht doch das traditionsreiche Haus derzeit künstlerisch heruntergewirtschaftet da. Für ihre Arbeit als Intendantin ist Young immer wieder abgewatscht worden. Vom überregionalen Radar ist die Staatsoper weitgehend verschwunden. Und wie belastet das Verhältnis zwischen Orchester und Chefin ist, ist allgemein bekannt.

Weltstar Nagano soll es nun richten. Der Kalifornier hat einst die Opéra de Lyon nach vorn gebracht; als Chefdirigent des Deutschen Symphonie-Orchesters Berlin hat er eine gute Figur gemacht. Das bevorstehende Ende seiner Ära an der Bayerischen Staatsoper – er kam mit seinem Rücktritt Gerüchten zuvor, sein Vertrag solle nicht verlängert werden – wirft freilich einen Schatten auf seine Karriere. Im Operngraben hinterlässt Nagano einen zwiespältigen Eindruck: Zu schmal das Repertoire, zu wenig Schlagtechnik, zu distanziert im Zugriff, munkelt man in Musikerkreisen. Ob Nagano sich als der Orchestererzieher herausstellen wird, den die Hamburger Musiker jetzt brauchen, muss sich erweisen.

Den Fehler, GMD und Intendant in Personalunion zu verpflichten, hat die Stadt nicht wiederholt. Naganos Partner Georges Delnon, derzeit Intendant am Theater Basel, nennt als Leitlinien die gesellschaftliche Relevanz, Vermittlung an das Publikum und Qualität „bis ins Letzte“. Bei der Umsetzung wird es auch wieder am Geld hängen. Die Staatsoper ist dramatisch unterfinanziert. Ein Streitpunkt sind die Gehaltserhöhungen, zu denen das Haus tarifvertraglich verpflichtet ist, die die Stadt aber zu weniger als einem Viertel ausgleicht. 2015 wolle man „ein unbelastetes Haus“ übergeben, kündigt Kultursenatorin Barbara Kisseler an. Nagano schwärmt derweil vom „Potenzial“ und der „Substanz“ des Orchesters. Nach dem Zustand des Hauses befragt, wird er allgemein: „Es sind für alle Opernhäuser schwere Zeiten.“ Auch reizt ihn in Hamburg die graue Luft. „Die ist wie in San Francisco. In so einer Luft kann ich nachdenken.“ Verena Fischer-Zernin

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