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Kultur: Der zornige Ritter

Zum Tod des britischen Schauspielers Alan Bates

Er konnte schier alles, den Bauern und den Edelmann, den russischen Juden und Marcel Proust, den expressionistischen Maler, den Homosexuellen und den Ladykiller. Doch vor allem war er zornig, zornig zur rechten Zeit. Als John Osborne seine Stücke schrieb, war er ebenso zur Stelle wie seine Altersgenossen Albert Finney und Tom Courtenay. Sie waren die Generation nach Guilgud, Guiness und Olivier, sie mischten das Theater auf und bald auch den Film.

Alan Bates hat in gut 50 Filmen gespielt und in unzähligen Fernsehrollen. Seine Regisseure waren immer erste Adressen: John Schlesinger, Tony Richardson, Ken Russell, Richard Lester, John Frankenheimer, Carol Reed. Auch sie gehörten vorwiegend zu der Generation, die Anfang der Sechziger in anderes Theater, einen anderen Film, ein anderes Leben wollten. Doch wieviel Dampf der Schauspieler Bates auch machte, er verlor nie die Kontrolle über sich. Auch nicht als der leidenschaftliche, sexuell geradezu übermotivierte Liebhaber wie in „Go between“, wo seine Partnerin die nicht weniger heiße Julie Christie ist, oder in „Eine entheiratete“, wo er Jill Clayburgh erst auf Touren bringen muss. Sein Diaghilew in „Nijinski“ ist ebenso legendär wie sein englischer Schriftsteller Basil in „Alexis Sorbas“.

Er sah in jedem Alter blendend aus, dieses sportlich gestählte, dunkel wie ein Südländer pigmentierte Bild von einem Mann mit dem meist wirren vollen braunen Haarschopf. Man konnte ihn selbst von hinten erkennen, so unverkennbar kräftig war sein Gang. Er stand fest auf der Erde, weil er ihr immer nahe blieb, ohne Zicken und Allüren. Er war eher ein Arbeiter als ein Lord, auch wenn er ihn spielen konnte, bevor er noch selbst, in diesem Jahr erst, zum Ritter geschlagen wurde.

Seine wahre Heimat war das Theater. Mit Osbornes „Blick zurück im Zorn“ war er auf Tourneen in den USA und der Sowjetunion. In den 70er Jahren legte er immer größere Pausen beim Filmen ein und spielte in den Theatern unter anderem „Butley“ (Harold Pinter). Dieser Darstellung wird nachgesagt, Bates habe hier, anders als im Kino, einen Hang zu selbstzerstörerischem Humor offenbart. Vielleicht hat er auf der Bühne sein wahres Gesicht gezeigt. In der Nacht zum Sonntag ist Alan Bates im Alter von 69 Jahren gestorben. An Leberkrebs.

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