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Hoppla! Da ist Alex alias Alexandra (Matthias Schweighöfer) wohl ein wesentliches Accessoire verloren gegangen.

© dpa

Detlev Bucks neue Komödie "Rubbeldiekatz": Labern, Leiden, Lustigsein

Ganz früher war er mal komisch, mit "Männerpension", und sehr erfolgreich. Dann wurde er knallhart ernst, und das Publikum lief ihm davon. Jetzt will Detlev Buck es wieder richtig krachen lassen: mit „Rubbeldiekatz“ und Matthias Schweighöfer als Frau.

Um „Rubbeldiekatz“ in seiner ganzen Komplexität zu begreifen, muss man in Detlev Bucks Werk wohl sehr weit zurückgehen. Vielleicht nicht bis zu seiner Krimiklamotte „Karniggels“ (1991), die bereits eine gewisse animalische Titel-Affinität verrät, wohl aber bis zu „Männerpension“ (1995). Die Story um den flotten Vierer im Freigänger-Milieu brachte Buck, neben Marie Bäumer und Heike Makatsch, nicht nur Til Schweiger als Co-Hauptdarsteller, sondern auch über drei Millionen Kinozuschauer ein.

Mag sein, dass Buck mit „Rubbeldiekatz“ an die deutschen Komödien-Millionenseller jener Zeit anknüpfen und nach weniger zündenden Spaßbomben („Liebe deine Nächste“, „Liebesluder“) und bemerkenswerten, allerdings weniger publikumsträchtigen Vorstößen ins ernste Fach („Knallhart“, „Same Same But Different“) endlich wieder einen Kracher landen will. Immerhin hat er diesmal zwar nicht Til Schweiger, wohl aber dessen Drehbuchautorin Anika Decker verpflichtet und sich damit rubbelratzfatz mitten ins „Keinohrhasen“- und „Zweiohrküken“-Nest gesetzt.

Was „Rubbeldiekatz“ bedeutet, weiß eigentlich niemand so recht. Ganz gewiss aber deutet „Rubbeldiekatz“ auf Detlev Bucks Versuch hin, die nicht eben niveau-, aber durchaus schwungvollen Schweigerschen Frauenschenkelklopfkomödien inklusive Herzschmerztiefgang mit dem einst luftig duftenden Scherzgut eigener schleswig-holsteinischer Provenienz zu verbinden. Der Versuch darf, zumindest was seine ästhetische Durchschlagskraft betrifft, als misslungen betrachtet werden.

Der Schweiger-Decker-Faktor findet in der kuriosen Romanze zwischen Alex alias Alexandra (Matthias Schweighöfer) und dem Filmstar Sarah (Alexandra Maria Lara) seinen Ausdruck. Alex, mit „Charleys Tante“-Theaterauftritten zu mäßiger Berühmtheit gelangt, wird als BDM-Mädel für eine Big-Budget-Naziklamotte gecastet und verliebt sich ausgerechnet in Hauptdarstellerin Sarah – Sydney Pollacks „Tootsie“ von 1982 lässt so heftig grüßen, dass eine hymnische Danksagung im Abspann das Mindeste gewesen wäre. Immerhin gelingen „Rubbeldiekatz“ in der umständlichen Abwicklung der genretypischen Nöte einige amüsante und anrührende Augenblicke.

Ganz schön viele Zeitlupen für einen schnellen Film

Der Buck-Effekt lässt sich dagegen überwiegend in der Buddy-Komödie verorten, verkörpert durch die Gebrüder Honk. Dazu gehören Jürgen (Detlev Buck) als Alex' dumpfdödelnder Manager, der beschränkte Basti (Maximilian Brückner) sowie, auch irgendwie zur Familie gehörend, Alex’ bester Kumpel Jan (Denis Moschitto). Dieses Quartett säuft sich gern das Resthirn aus der Schale und fällt durch einen ranzigen Humor auf, wie er gemeinhin in frauenlosen Haushalten jedweder Größe fermentiert. Hinzu kommt eine insgesamt bräsige Film-im-Film-Satire, kulminierend in der Figur eines optisch an Steven Soderbergh, charakterlich an Quentin Tarantino erinnernden US-Regisseurs (Joachim Meyerhoff), dessen Amerikanisch nicht ohne breiten teutonischen Akzent zu haben ist.

In weit ausschreitenden Zeitlupen, die zum ansonsten angepeilten Prinzip der Screwball-Comedy in einem gewissen Spannungsverhältnis stehen, drängen die Schweiger-Decker- und die Buck-Welt alsbald sehnsuchtsvoll zur Konvergenz. Routiniert angeheitert die eine, nachgerade exhibitionistisch ausgelatscht die andere, gipfeln sie in einem fast zwei Kinostunden währenden Frontalzusammenstoß, infolge dessen sich beide Elemente bis zur vollendeten Unleidlichkeit verformen. A dementiert B dementiert A, und die arg gerubbelte Katz spränge am liebsten aus dem Fenster.

Und, Gutes auch, abgesehen davon, dass die Zahlen zumindest am Startwochenende stimmen dürften? Max Giermann spielt in ein paar Szenen einen Hitler, der endlich mal wirklich komisch ist, und Milan Peschel gibt einen mopsfidelen schwulen Schneider, dessen genialische Auftritte den Matsch aus Zoten, nassen Präservativen und in Damenklos perdu gegangenen Plastikbrüsten glatt für Sekunden vergessen lassen. Der Rest ist Labern, Leiden, Lustigsein. Auf ex.

JAN SCHULZ-OJALA

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