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Best Boy. Tom Schilling konkurriert mit Edin Hasanovic in "Schuld sind immer die anderen" und Sabin Tambrea als "Ludwig II." um die Lola für den besten Hauptdarsteller.

© dpa/X-Verleih

Deutsche Filmpreise: Zwei Werke, zwei Welten

Die Lola-Nominierungen: „Cloud Atlas“ und „Oh Boy“ sind die Favoriten für den Deutschen Filmpreis 2013

Zwei Favoriten, zwei Welten: Der 100-Millionen-Dollar-Film „Cloud Atlas“ von Tom Tykwer und den Geschwistern Wachowski sowie Jan Ole Gersters Low-Budget-Debütfilm „Oh Boy!“ sind die Favoriten für den Deutschen Filmpreis 2013. Bei der Vorstellung der Nominierungen in Berlin wurde Tykwers Zeitreisendrama neun Mal genannt; Gersters SchwarzWeiß-Film „Oh Boy!“ – mit knapp 230 000 Zuschauern der Überraschungskassenerfolg der Saison – geht mit acht Nominierungen ins Rennen, darunter für Regie, Drehbuch und Hauptdarsteller Tom Schilling. Ebenfalls hoch im Kurs: „Hannah Arendt“ mit Barbara Sukowa. Die 1400 Mitglieder der über die Preise abstimmenden Deutschen Filmakademie sprachen Margarethe von Trottas biografischem Porträt sechs Nominierungen zu.

Neben den drei Topkandidaten sind in der Königsdisziplin Bester Film drei weitere Produktionen am Start: Oskar Roehlers Nachkriegs-Familienchronik „Quellen des Lebens“, Julian Roman Pölslers Bestsellerverfilmung „Die Wand“ und Cate Shortlands Coming-of-Age-Weltkriegsdrama „Lore“. Solide, wenig innovative Arthouse-Produktionen, die im Falle von Roehlers Saga am eigenen autobiografischen Furor scheitern. Da ist es schwer nachvollziehbar, warum gleich zwei kulturell herausragende Produktionen fast komplett leer ausgehen: die mit Erzählformen experimentierende FakeDoku „This Ain’t California“ über Rollbrettfahrer in der DDR und Hans Christian Schmids eindringliches westdeutsches Familiendrama „Was bleibt“. Schmids Film bringt es gerade mal auf eine Nominierung für Ernst Stötzner als bester Nebendarsteller; die großartigen Hauptdarsteller Corinna Harfouch und Lars Eidinger haben das Nachsehen.

Die Lolas, mit drei Millionen Euro Steuergeldern, sind das höchstdotierte kulturelle Filmförderinstrument des Bundes. Zwei der drei Fördermillionen sind mit den Nominierungen vergeben – in der Hauptkategorie Bester Film je 250 000 Euro für die Produzenten. Die Kinderfilm-Nominierungen – „Das Haus der Krokodile“, „Kaddisch für einen Freund“ – schlagen mit je 125 000 Euro zu Buche, die Doku-Kandidaten – Markus Imhoofs „More than Honey“, David Sievekings „Vergiss mein nicht“, Arnon Goldfingers „Die Wohnung“ – mit je 100 000. Wobei der Akademie-Vorstandsvorsitzende Thomas Kufus als Dokumentarproduzent gleich zwei Mal vertreten ist. Die dritte Million wird bei der Gala am 26. April im Friedrichstadtpalast unter den Gold-Gewinnern verteilt. Ärgerlich, wenn kulturell Außergewöhnliches es nicht mal auf die Nominierungsliste schafft.

Fragwürdig auch die Pole-Position der in englischer Sprache mit internationaler Besetzung von zwei amerikanischen und einem deutschen Regisseur realisierten X-Filme-Produktion „Cloud Atlas“ (1,2 Millionen Zuschauer). Das Problem ist nicht neu, schon aus Kostengründen wird immer mehr international koproduziert. Da lassen sich die „nationalen“ kreativen Anteilen oft kaum noch berechnen. Für Diskussionsstoff ist gesorgt: Geht es nicht auch darum, mit den Lolas das Spezifische hier verorteter Geschichten zu feiern, das Unverwechselbare hiesiger Tonarten und Schauspielkunst? Keine Lola für Tom Hanks, aber für die Wachowskis schon?

Eine merkwürdige Veranstaltung ging da in der Astor Film Lounge über die Bühne. Prominent mit Akademie-Präsidentin Iris Berben, Vorstandsmitglied Christiane Paul und Kulturstaatsminister Bernd Neumann besetzt, fand sie vor schütter besetzten Reihen statt, mit gerade mal drei Dutzend Akademisten und einem Dutzend Journalisten. Einig waren sich die meisten jedoch in der Freude über „Oh Boy“. Das Großstadtflair, der Charme und die Lakonie dieses Berlin-Films über einen Taugenichts von Studenten werden bei der Gala am 26. April hoffentlich mit Gold belohnt.

Das Lola-Festival mit den nominierten Filmen und Diskussionen findet vom 11.–14. April in der Astor Film Lounge statt. Infos: www.deutscher-filmpreis.de

Alle Nomininierungen finden Sie hier.

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