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Kultur: Deutsches Architekturmuseum: Außer Spesen nichts gewesen

Der letzte Schliff fehlt noch, gesteht Hausherrin Ingeborg Flagge. Dennoch macht das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main nach nur zweimonatiger Renovierung einen frischen Eindruck.

Der letzte Schliff fehlt noch, gesteht Hausherrin Ingeborg Flagge. Dennoch macht das Deutsche Architekturmuseum (DAM) in Frankfurt am Main nach nur zweimonatiger Renovierung einen frischen Eindruck. Denn die vor neun Monaten angetretene neue Direktorin ließ das Haus in den Zustand von 1984 zurückbauen, als Oswald Mathias Ungers aus einer Doppelhausvilla ein Museum geschaffen hatte. Nun sind alle störenden Einbauten und Stellwände entfernt.

Das Haus hat an natürlichem Licht und scheinbar auch an Luft gewonnen. Aber dieser Eindruck trügt. Im Erdgeschoss ist es jetzt derart hell, dass im Fensterbereich keine lichtempfindlichen Zeichnungen mehr gehängt werden können. Flagge stört der Platzverlust nicht, will sie doch von den Mammutveranstaltungen weg und lieber parallel zwei oder drei kleine, aber überschaubare Ausstellungen gestalten. Freilich fehlt dazu das Geld. Denn der Etat von 3,5 Millionen Mark wird für Personal und laufende Kosten verwendet. Für Ausstellungen bleibt nichts übrig. Zwar dürfen die Einnahmen aus dem Verkauf von Katalogen und Postkarten verwendet werden, aber mehr als eine sechsstellige Summe pro Jahr kam bisher nicht zu Stande. Auch mit dem Kreis von einhundert Förderern ist Flagge nicht weiter gekommen; das Interesse für Architektur ist groß in der Mainmetropole, aber bei Geld hört die Freundschaft auf.

Immerhin ist es ihr gelungen, rund 1,7 Millionen Mark für die Renovierung aufzutreiben und das Haus ästhetisch auf Vordermann zu bringen. Die Stadt gab 840 000 Mark dazu, der Rest stammt von Sponsoren, meist in Form von Sachleistungen; denn auch Fußböden, Glasdächer und Lampen wurden erneuert. Bis Anfang April sollen noch ein Café und ein Museumsshop einziehen, im zweiten Obergeschoss wird die Dauerausstellung "Von der Urhütte zum Wolkenkratzer" wieder eröffnet. Diese zeigt an 24 Modellen die Geschichte des menschlichen Bauens und war noch vom inzwischen verstorbenen Gründungsdirektor Heinrich Klotz initiiert worden.

Flagge will sich künftig vor allem um ein junges Publikum bemühen. Auch "an- und aufregende Diskussionen" liegen ihr am Herzen, um das Haus wieder zu einer aktiveren Rolle im Konzert der Museen zu verhelfen. Dazu zählen auch die beiden jetzt präsentierten, sehr gegensätzlichen Architekten. Im Erdgeschoss ist der italienische Architekt Guiseppe Terragni (1904 - 1943) mit Modellen und Fotos seiner rationalen, elegant antikisierenden Bauten zu sehen.Terragni war überzeugter Faschist; im ersten Obergeschoss indes wird Ernst May mit seiner Exilzeit in Ostafrika von 1934 bis 1953 vorgestellt. May, der erfolgreiche Städtebauer und Begründer des sozialen Wohnungsbaus in den zwanziger Jahren, konnte unter den Nazis nicht mehr aus der Sowjetunion zurückkehren, ging nach Kenia und versuchte als einfacher Architekt, seine moderne Formensprache unterzubringen - mit wechselndem Glück, denn meist war der englische koloniale Landhausstil gefragt.

Während die Terragni-Schau bereits durch einige deutsche Städte wanderte, kommt die May-Ausstellung aus dem Museumsbestand. Diese Mixtur aus Internationalem und Regionalem, aus Kooperationen und Eigenarbeit wird wohl die Linie des Hauses bestimmen, ergänzt durch monatlich wechselnde Ausstellungen im Dachgeschoss. Derzeit sind dort "Junge Architekten in Hessen" zu sehen, danach sind drei Kölner Baumeister an der Reihe. Und wenn es Ingeborg Flagge schafft, das Haus wieder mehr ins Rampenlicht zu rücken, wird sie auf Dauer auch genügend Mittel für Ausstellungen auftreiben können. Noch ist das Lamento über das leidige Geld einfach zu groß. Außer Spesen ist bisher nicht viel gewesen.

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