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Kultur: Deutsches Centrum für Photographie: Roter Teppich, lange Bank

"Wir sind auf dem Weg", sagt Projektleiter Manfred Heiting zum Stand der Dinge beim Deutschen Centrum für Photographie (DCP). Er muss sich optimistisch geben, schließlich ist er mit dem Aufbau dieser jüngsten Einrichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beauftragt.

"Wir sind auf dem Weg", sagt Projektleiter Manfred Heiting zum Stand der Dinge beim Deutschen Centrum für Photographie (DCP). Er muss sich optimistisch geben, schließlich ist er mit dem Aufbau dieser jüngsten Einrichtung der Stiftung Preußischer Kulturbesitz beauftragt. Nach der jüngsten Stiftungsratssitzung könnte man aber auch sagen: Das Projekt wird auf die lange Bank geschoben. Die ursprünglich geplante Pressekonferenz des DCP wurde prompt abgesagt aus Mangel an Erfolgsmeldungen. Zwar erklärte der Vorsitzende des Stiftungsrats, Staatsminister Michael Naumann, die 26 650 ästhetisch und wissenschaftlich bedeutsamen Fotografien in den Staatlichen Museen rechtfertigten allemal die Gründung eines Fotozentrums. Doch gleichzeitig beschied der Rat, Heiting solle erst einmal einen "Finanzierungsplan" erarbeiten. Ob dann auf der nächsten Sitzung im Sommer 2001 die Gründung des DCP beschlossen wird, bleibt also weiter offen. Der Vertrag des Projektleiters läuft bis Ende September 2001.

Als der scheidende Generaldirektor Wolf-Dieter Dube den Fotoexperten Heiting im vergangenen Jahr angeheuer hatte, war von einer Eröffnung des Zentrums bereits 2002 die Rede. Berlin sollte eine ständige Ausstellung mit den Höhepunkten der Fotogeschichte bekommen. Im Fotozentrum würden Seminare und Workshops stattfinden, konservatorische Werkstätten sollten sich um die angegriffenen fotografischen Bestände aus den Museen kümmern. Nun wird aus diesem von Heiting entwickelten Konzept eines "Kompetenzzentrums" vorerst nichts. Denn das als DCP-Domizil vorgesehene Ägyptische Museum im östlichen Stüler-Bau kann frühestens 2007 bezogen werden, fünf Jahre später als ursprünglich geplant. Der neue Generaldirektor Peter-Klaus Schuster ließ umplanen. Seine Prioritäten liegen auf der Museumsinsel.

Nun hat Heiting erklärt, er würde zunächst auch die Räume der benachbarten Abgusssammlung Antiker Plastik als Übergangsquartier akzeptieren. Doch bei einem bis 2007 in der Schwebe gehalten Projekt ist die Gefahr groß, dass Sponsoren und Leihgeber unterdessen abspringen. So arbeitete die Einrichtung beim "Berlin Photography Prize" bereits mit der DG Bank oder dem International Center of Photography in New York zusammen, dem Vorbild des DCP. Und was ist eigentlich mit Helmut Newtons Archiv, das von Anfang an als glamouröser Grundstock gedacht war? Mit der großen Ausstellung zum achtzigsten Geburtstag in der Neuen Nationalgalerie wurde dem Foto-Meister ein roter Teppich ausgerollt, aber Newton zögert noch, ob er seine Schätze nach Berlin geben will.

Man mag sich über Form und Inhalt des Fotozentrums streiten und darüber wundern, warum Nationalgalerie und Kunstbibliothek sich nicht schon viel früher um dieses Thema gekümmert haben. Jetzt aber gilt es, nicht auch noch die letzte Chance zu verspielen. Ohne den Erfolgsdruck, das Deutsche Centrum für Photographie jetzt zu verwirklichen, würden die Defizite der Stiftung Preußischer Kulturbesitz auf dem Gebiet der Fotografiegeschichte wohl nicht einmal bemerkt, geschweige denn behoben werden.

Ronald Berg

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