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Johann Kresnik, Choreograf, Regisseur: Seine Tanztheaterstücke feierten Erfolge - und machten Skandal.

© dpa

"Die 120 Tage von Sodom" an der Volksbühne: Kresnik-Premiere: Aber nur für Erwachsene

Johann Kresnik feiert mit "Die 120 Tage von Sodom" an der Berliner Volksbühne Premiere. Nun teilt das Theater mit, die Vorstellung über die sexuellen Gewaltfantasien des Marquis de Sade seien für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet.

Schon im Vorfeld gibt es reichlich Nervosität. An diesem Mittwoch feiert Johann Kresniks Tanztheaterstück „Die 120 Tage von Sodom“ an der Berliner Volksbühne Premiere; die Choreografie von Kresnik und Ismael Ivo adaptiert die im Gefängnis zu Papier gebrachten sexuellen Gewaltfantasien des Marquis de Sade sowie Pier Paolo Pasolinis darauf basierenden Film von 1975. Pasolinis „Salò oder die 120 Tage von Sodom“ sorgte vor 40 Jahren international für Skandale. „Die Vorstellung ist für Zuschauer unter 18 Jahren nicht geeignet“, teilt das Theater nun nüchtern auf seiner Website mit.

Kresnik, Verfechter eines „choreografischen Theaters“, vertritt die Maxime: „Ballett kann kämpfen“; mit seinen politischen Stücken sorgte er öfter für Aufregung, etwa mit Arbeiten über Ulrike Meinhof, Ernst Jünger und Hannelore Kohl. Für Bühne und Kostüme bei „Die 120 Tage“ zeichnet der Künstler Gottfried Helnwein verantwortlich, der bereits mehrfach mit Kresnik zusammenarbeitete und ebenfalls für Provokationen bekannt ist.

Kresnik schockiert sein Publikum regelmäßig

Immer wieder schockierte er das Publikum, mit Werken zu Politik, Religion, Nationalsozialismus und Kindesmissbrauch; wegen angeblichem Sexismus und seiner Freundschaft und Zusammenarbeit mit Marilyn Manson wurde er wiederholt kritisiert. Die Textfassung des Tanzstücks erstellte Christoph Klinke. Pasolini habe im Sodom-Stoff „eine Auseinandersetzung mit dem Thema Faschismus“ gesucht, heißt es in der Ankündigung der Volksbühne. Die jetzige Aufführung erforsche „eine neue, verborgene Form des Terrors: die Konsumgesellschaft“. Es gehe um Konsumfaschismus: „Die Ideologie des Geldes schlägt erst einmal Wurzeln, über die der jüngste Reiter der Apokalypse mühelos hinweggaloppiert.“

Der aus Kärnten stammende, 75-jährige Kresnik und der in São Paulo geborene Ivo bilden zugleich ein erprobtes Team, das vor allem in den Neunzigern mit seinen Choreografien große Erfolge feierte, etwa mit "Francis Bacon“ (1993) und „Otello“ (1996). Zuletzt hatte 2013 an der Volksbühne "Villa Verdi" von Kresnik Premiere und stieß auf gemischte Reaktionen. (Tsp)

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