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Kultur: Die Besten enden als Verlierer

„Dogtown and Z Boys“ erzählt, wie Skateboarden erfunden wurde

Jay Adams hat es allen gezeigt. Tollkühn sprang der Teenager auf seinem Skateboard ins Leere, glitt mit dem Oberkörper fast parallel zum Asphalt daher, fürchtete weder Risiken noch Blessuren – ein Maniac, der ständig neue Sprünge und Techniken erfand. So revolutionierte Adams 1975 auf einem Wettbewerb die Standards jener Kids, die meinten, ein Handstand auf dem Skateboard sei der Gipfel des Möglichen. Er fuhr sie alle an die Wand, und das kam so cool, dass der damals 15-Jährige zum Teeniestar wurde.

Einer mit Underground-Nimbus, versteht sich, denn Adams war ein „Z Boy", einer von denen, die täglich beim „Zephyr Surf-Shop" in Dogtown herumlungerten. So hieß jenes heruntergekommene Viertel von Los Angeles zwischen Santa Monica und Venice, „wo der Schutt auf die See trifft“, wie es heißt. Ein Terrain für Aussteiger, Künstler und Surfer, die Drop–outs der Gesellschaft. Die kühnen Wellenreiter waren die Idole der Kids. Ein zerrüttetes Elternhaus im Rücken, suchten sie einen Platz, eine Ersatzfamilie, den Kick. Blieben die gefährlichen Wellen aus, verlagerten die Jungs den Sport auf die Straße, funktionierten Kinder-Rollschuhe zu Skateboards um und feilten am Stil. Haltung war wichtig – wie immer in der Subkultur.

Wie ihre Geschichte weiterging, erzählt Stacy Peralta, Ex-Mitglied der Gang, in „Dogtown and Z Boys". Mehr um den Geist der wilden Siebziger als um penible Chronologie bemüht, zeigt der Dokumentarfilm, wie sich aus dem Fiebern nach Extremen ein Sport entwickelt. Alte Filmaufnahmen begleiten die Clique in betonierte Schulgelände, bis sie den eigentlichen Thrill entdeckt: Sie stürzt sich in einen leeren Swimmingpool, dessen Wände sie rauf- und runterfährt. Das illegale Vergnügen dauert meist nur einen Tag, um so intensiver wird es betrieben – der Vorläufer der Half-Pipe ist gefunden. Und nebenbei schießt der Fotograf Craig Stecyk jene faszinierenden Bilder, die das Skateboarding prägten – ästhetisch und inhaltlich.

Trotz erinnerungsseliger Begeisterung scheut der Film keine Selbstkritik. „Wir waren zu viele Alpha-Männchen“, sagt Tony Alva über das jähe Ende der Z-Boys. Er hatte einst den Weltrekord im Fässer-Überspringen aufgestellt und wusste, im Gegensatz zu Jay Adams, seinen n mit einer Skateboard- Firma in klingende Münze zu verwandeln. Adams indes stieg der Ruhm zu Kopf: Erst kamen die Partys, dann die Drogen, dann der Knast. Auch hier ist „Dogtown und Z Boys" authentisch: Die Besten enden als Verlierer. Cristina Moles Kaupp

Central (OmU), Cinestar Sony Center (OmU) und Zoo Palast

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