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Kultur: Die CDU vor den Landtagswahlen: Daumen hoch und durch

Einer wirbt mit seinem Doktortitel, dazu dem Bild seiner trauten Familie beim Frühstück und dem Satz, dass er auch auf internationalem Parkett eine gute Figur mache - der junge Minister und CDU-Kreisvorsitzende Christoph Palmer. Die andere wirbt ohne Doktortitel, weil sie meint, dass irgendwas falsch wäre, wenn sie nach so vielen Jahren als Ministerin für eine Medizinerin gehalten würde.

Einer wirbt mit seinem Doktortitel, dazu dem Bild seiner trauten Familie beim Frühstück und dem Satz, dass er auch auf internationalem Parkett eine gute Figur mache - der junge Minister und CDU-Kreisvorsitzende Christoph Palmer. Die andere wirbt ohne Doktortitel, weil sie meint, dass irgendwas falsch wäre, wenn sie nach so vielen Jahren als Ministerin für eine Medizinerin gehalten würde. Außerdem verteilt sie am Bahnhof Sprachführer an Reisende, um damit die Weltoffenheit zumindest zu symbolisisieren - die Kultusministerin und stellvertretende CDU-Bundesvorsitzende Annette Schavan. Was beide eint: Ihr Abschneiden bei der Landtagswahl in Baden-Württemberg entscheidet auch über das Schicksal des Fraktionsvorsitzenden der CDU/CSU im Bundestag, Friedrich Merz. Und über den Fortgang der Karriere von Angela Merkel.

Merkel und Merz, diese beiden, die einander in inzwischen herzlicher Abneigung verbunden sind, hatten in diesem Land auch ihre Auftritte. Und was für welche: Erwin Teufel, der Ministerpräsident und Landesvorsitzende der Union, stärkte beim offiziellen Wahlkampfauftakt demonstrativ Merkel den Rücken. Merkel lächelte ihr Lächeln, und die Menge freute sich. Für sie gibt es im Amt keine Alternative. Für Merz hingegen schon. Er kämpfte bei seinen Auftritten: für die CDU um Stimmen und für sich um Reputation. Auch ein Besuch bei Porsche, zum Beispiel, sollte dem Profil dienen. Wobei im Nachhinein manche meinten, wenn er so weitermache, auch im Auftreten, dann sei für ihn doch nach Baden-Württemberg die Sache abgefahren. Obwohl seine Wahrnehmung (auch von sich selbst) natürlich eine ganz andere ist.

Die Umfragen und das Ergebnis in Friedrichshafen - wo ein erfolgreicher CDU-Bürgermeister nach 16 Jahren im Amt überraschend von einem SPD-Kandidaten verdrängt wurde - beunruhigen die Union. Ob es nicht genau so auch im Land kommen kann, mit Teufel und Ute Vogt? Wenn es so kommt, wird es spannend, im Land und im Bund. Denn dann stellt sich die Frage nach individueller Schuld: des Spitzenkandidaten voran, des Spitzenmannes in der Bundestagsfraktion hernach. Hat Merz mit den von ihm angezettelten Debatten um sich, um andere Personen und Inhalte am Abschneiden nicht seinen Anteil? So oder so wird die Frage beantwortet.

Annette Schavan nun rechnet trotz aller Unwägbarkeiten - etwa das Abschneiden der Republikaner - weiter damit, dass am Ende mehr als 40 Prozent für ihre Partei, die CDU, zu Buche stehen. Dazu dann die FDP-Prozentpunkte, und das würde reichen, um die Koalition im Land in alter Weise unter Teufel fortzuführen. Und wenn nicht? Schavan hat ihre Meinung über Merkel, Merz und Meyer. Merkel ist von Schavan selbst mit ins Amt gehoben worden, erst als Generalsekretärin, dann als CDU-Vorsitzende. Sie ist einflussreich, bei Merkel. Senkt Schavan bei Merz den Daumen, dann wird es für den im Bund eng. Senkte dazu noch der junge Christoph Palmer den Daumen, der im Honoratioren-Kreis Stuttgart den Ton angibt, der Teufel das Staatsministerium führt, der wie Schavan als Anwärter auf dessen Nachfolge gilt, dann ... muss Merkel nur noch ihr Lächeln lächeln.

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