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Die Fanstastischen Vier: Rap der ploppt

Mit der poppigen Single "Die Da" brachten sie 1992 die deutsche Rap-Welle ins Rollen. Mittlerweile sind die Fantastischen Vier an die 40 und treten auch schon mal im Smoking auf.

Berlin - Am 7. April erscheint "Fornika" das siebte Album von Michi Beck, Smudo, Thomas D. und And.Ypsilon. Die Tour folgt im November. "Fornika" begleitet die Band schon lange als Fantasiewort. Der Begriff beschreibe "das Unerklärliche, das, was wir nicht sehen, das Höhere in uns und um uns herum", erklärt Beck in Berlin.

Vor der neuen Platte mussten sich die "Fanta 4", deren Karriere einst in Stuttgart begann, erst einmal zusammenfinden. "Wir wohnen an vier verschiedenen Orten, führen vier verschiedene Leben und haben musikalisch eigene Vorlieben", sagt der Wahl-Berliner Beck. Und so gab es eine Session bei Thomas D. auf seinem Hof in der Eifel. "Der hat eine Art Kannibalen-Zuber vorm Haus, eine feuerbeheizte, gusseiserne Riesenwanne", erzählt Beck. "Da haben wir eine Nacht im Winter drin gesessen, philosophiert und Champagner getrunken." Schon hatten die Schwaben das verbindende Erlebnis.

Wer ist zu Gast bei den Fantas?

Die neue CD bietet einige Überraschungen. Herbert Grönemeyer ist bei "Einfach Sein" als Gastsänger zu hören. "Als Smudo den Refrain probierte, meinte einer von uns: Das hört sich an wie Grönemeyer", erzählt Beck. "Wir sagten: Dann ruf ihn mal an, Smudo, du kennst ihn doch und frag ihn, ob er das für uns singt. Und Herbert meinte nur: Ich mach das, kein Problem."

Stolz sind sie auch auf einen noch ungewöhnlicheren Gast: Die Münchener Freiheit singt am Ende der ersten Single "Ernten Was Wir Säen" den Background-Chor. "Meine Harmonie-Heroes", schwärmt Beck. "Wir finden das total geil, schließlich sind das Helden der 80er." Trotzdem ist der Song alles andere als weichgespült. "Ein trauriges Lied in schmissiger Verpackung", wie Smudo sagt. Und es ist eines der besten Stücke der neuen Platte, dem es gelingt, Rap, Rock und meditative Sounds zu einem Ganzen zu fügen, ohne dass dabei die Reim- Maschine ins Stottern gerät.

Würdevoll altern

"Die Jungs haben sich kaum verändert - außer den Augenrändern", heißt es im Song "Du Und Sie Und Wir". Ironie wird groß geschrieben bei den Fantastischen Vier. "Ein gesunder Abstand zu sich selbst ist immer Thema für uns", erklärt Smudo. Ansonsten sei die Motivation gewesen, anders zu klingen als beim letzten Album, dem 2004 veröffentlichten "Viel". "Eine tierische Angst, uncool zu sein, treibt uns wohl dazu, immer wieder abwechslungsreiche Platten zu machen", sagt Smudo.

Als Väter des deutschen Hip-Hop sehen sich die Fantastischen Vier nicht. "Pioniere des Rap ist passender", sagt Beck. "Wir wollten keine Vorbilder sein, haben aber den Weg für deutschen Rap geebnet." Und And.Ypsilon, alias Andreas Rieke, fügt hinzu: "Wir haben das nicht erfunden, Falco hat schon vor uns auf Deutsch gerappt, allerdings sind wir die ersten mit einem deutschsprachigen Rap- Album." Sehr früh habe man versucht, sich vom Stereotyp Hip-Hop zu verabschieden. "Irgendwann haben wir uns gesagt: Musikalisch ist alles erlaubt, was uns gefällt." Aktuellen Deutsch-Rap findet die Band weniger spannend. "Sido aber ist sehr amüsant", sagt Beck.

Die 90er waren fett

Ihre großen Erfolge in den 90er Jahren vermissen die "Fantas" nicht, sie wollen die Zeit nicht zurückdrehen: "Das, was passiert ist, hat uns hierher gebracht, und es geht uns gut", sagt And.Ypsilon. Es gebe aber nicht mehr ständig Champagner, erzählt der 39-jährige Smudo augenzwinkernd. "Schließlich sind wir jetzt in einem Alter, in dem man davon Sodbrennen bekommt." (Von Matthias von Viereck, dpa)

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