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Kultur: Die Frau, die nicht Blanca war

LITERATUR

Liebe macht glücklich. Aber sie kann auch weh tun, wenn sie nicht erwidert wird und Hoffnungen zerstört werden. Dann geht Zuneigung einher mit Schmerz und Sehnsucht. Von dieser Irreführung der Gefühle handelt Antonio Muñoz Molinas neuer, wunderbar melancholischer Roman „ Siesta mit Blanca “. Der spanische Autor erzählt die Geschichte von Mario und seiner großen Liebe Blanca. Ein ungleiches Paar. Sie, eine junge Frau aus gutem Hause, die immer auf der Suche nach sich selbst ist und einen Hang zu möglichst extravaganten Künstlern hat. Er, ein kleiner Beamter, der nichts mehr schätzt, als das alltägliche Einerlei seiner einfachen Welt: morgens zur Arbeit, nachmittags in seine Wohnung und dann nur noch neben Blanca sitzen. Bloß nichts Ungewöhnliches, das Leben ein langer ruhiger Fluss.

Doch das ist das Gegenteil von dem, was Blanca sucht. Und so ist ihre Liebe, die vor allem Marios Liebe ist, zum Scheitern verurteilt. Eines Tages kommt er nach Hause, und seine bis zur Selbstaufgabe angehimmelte Frau ist fort. Diese große Leere füllt Muñoz Molina mit Sätzen voller Sensibilität und Romantik, mit Marios Gedanken und Erinnerungen. Und er lässt Mario die Geliebte neu erfinden: die Frau, die nicht Blanca war, aber ihr doch so sehr ähnelte.

Antonio Muñoz Molina: Siesta mit Blanca. Roman. A. d. Span. von Willi Zurbrüggen. Rowohlt, Reinbek 2003. 111 Seiten. 14,90 €.

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