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Engagiert. Die Videoinstallation mit dem Asylbewerber Ardin Brwa für „After the Riot II“ (oben). Und eine von Erik van Lieshouts Zeichnungen, „Untitled“, 2015.

© dpa

Die Galerie Baudach beim Gallery Weekend: Hinter Gittern

Erik van Lieshout interviewt Asylbewerber und klebt Anti-Islam-Demonstranten mit Klebefolie. In seiner Ausstellung bei dem Gallery Weekend treffen Machismen unversöhnlich auf einander.

Er ist voller Zorn und stößt hasserfüllt Drohungen aus. Doch hinter der Wut verbirgt sich die Angst, zurück nach Sierra Leone abgeschoben zu werden – zurück in den Krieg. Der niederländische Künstler Erik van Lieshout befragt den Asylbewerber Ardin Brwa mit der Kamera. Brwa wurde aus dem Rotterdamer Detention Centre entlassen – der Künstler darf das Gefängnis selbst nicht betreten. Also trifft er Menschen, die dort interniert waren.

Für seine Ausstellung „After the Riot II“ in der Galerie Guido W. Baudach hat van Lieshout nun eine kleine Arena mit Gittern eingezäunt. Darin überschneiden sich zwei Videoprojektionen, Bilder aus der Perspektive von Asylsuchenden auf der einen, die Stimmen niederländischer Aktivisten auf der anderen Seite. Die Installation ist dem russischen Oppositionellen Alexander Dolmatov gewidmet, der sich in dem Rotterdamer Gefängnis das Leben genommen hat, nachdem er erfuhr, dass er abgeschoben werden soll.

Konzepte des Machismo stehen sich skurril gegenüber

Erik von Lieshout gewinnt die Sympathien der Zuschauer, indem er sich wie ein Rugbyspieler ins Gedränge stürzt. Entwaffnend offen filmt er sogar die Honorarverhandlungen mit seinem Interviewpartner. Aber mit den versilberten Schneidezähnen und dicken Ketten entspricht Ardin Brwa so sehr dem Klischee des Checkers, dass man lieber mehr über seine Geschichte als über seine Empörung erfahren würde. In seinen Zeichnungen hält der Künstler die aufgeladenen Emotionen auf präzisere Weise fest. Mit Figuren aus gerissener Klebefolie porträtiert er Anti-Islam-Demonstranten, weiße Männer Mitte 40, die ihre Bastion verteidigen wollen. Fast skurril stehen sich in dem Asylsuchenden und den Fremdenfeindlichen zwei Konzepte von Machismo gegenüber. Während die Filme überhastet wirken, profitieren die Zeichnungen von Tempo und Temperament. Hellsichtig friert Erik van Lieshout da die Hitze des Konflikts ein.

Galerie Guido W. Baudach, Potsdamer Str. 85; bis 18. Juli

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