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Kultur: Die Galerie Mitte wagt die spannungsvolle Mischung zwischen Günther Böwe und Hans-Otto Schmidt

Stadt, Landschaft, Mensch - die Kunst trennt nach verschiedenen Genres, was im Alltag zusammengehört. Stellt man aber die diversen Kunstthemen miteinander aus, kann das so aussehen: Auf der einen Wand hängen die Menschen zusammengedrückt auf einem kleinen Blatt Papier, auf der anderen Wand prangen große entseelte Häuser und Mauern in Öl auf Leinwand.

Stadt, Landschaft, Mensch - die Kunst trennt nach verschiedenen Genres, was im Alltag zusammengehört. Stellt man aber die diversen Kunstthemen miteinander aus, kann das so aussehen: Auf der einen Wand hängen die Menschen zusammengedrückt auf einem kleinen Blatt Papier, auf der anderen Wand prangen große entseelte Häuser und Mauern in Öl auf Leinwand.

Die Galerie Mitte wagt diese spannungsvolle Mischung mit sechzig neuen Arbeiten von Günther Böwe und Hans-Otto Schmidt. Dabei pofitieren die Werke der beiden Berliner Künstler voneinander, denn sie beleben sich gegenseitig durch den starken Kontrast, der nicht nur inhaltlich sondern auch formal besteht.

Von Böwe stammen die kleinformatigen Zeichnungen, nicht größer als ein Schulheft. Der Künstler arbeitet mit schwarzer Tusche auf weißem Papier, dessen rauhe Oberflächenstruktur eine eigentümlich sinnliche Textur schafft, zum Anfassen schön, wäre dies erlaubt. Die nackten Figurengruppen auf seinen Bildern haben kräftige Umrisslinien, die Körper erscheinen gedrungen und flächig, kein Glied ist durchmodelliert. Doch ein Wirrwar von kleinen feinen Tuschlinien fügt sie schwerelos in den imaginären Raum ein, nimmt die Steifheit der Linie wieder zurück und schafft sanfte Bewegung.

Ganz anders dagegen die farbige Malerei von Hans-Otto Schmidt: Häuser, Schatten, Wege verschmelzen zu abstrakten Flächenkompositionen, ohne Umrisslinien oder sichtbaren Pinselduktus. Aber das scheinbar Gegenstandslose ist Illusion, denn hier ein Schornstein oder dort ein Strommast zeugen vom realistischen Motiv der abgebildeten Stadtarchitektur.

Die Farbwahl beschränkt sich auf stumpfe, gedämpfte Töne. Sie entspricht genau dem Vorbild Berlin im Herbst: Schwarz, Brauntöne, Ocker und ein graues Blau dominieren. Bei der "Sredzkistraße" lockert ein orangenes Gebäude die Tristesse auf und fängt den Blick des Betrachters im Bild. Aber auch Heiteres bietet Schmidt, abseits des Urbanen. Er ließ sich von der "Italienischen Landschaft" mit Pinien zu einer fröhlicheren Farbpalette verführen: Stahlblau, Gelb, ein saftiges Grün.

Böwe und Schmidt gehören zu den Künstlern, mit denen die vom Kulturamt betreute Galerie Mitte schon zu DDR-Zeiten zusammenarbeitete. Beide sind Autodidakten, deren Inspirationsquellen in der gemäßigten Moderne zu suchen sind. Aber auch ein Überbleibsel sozialistischer Staatskunst findet sich in den wenigen farbigen Zeichnungen von Böwe: Bäuerinnen sitzen mit Kopftüchern und Kleidern in reinen, leuchtenden Farben auf der braunen Scholle. Und da gehören Mensch und Landschaft unwiderruflich zusammen. Das durfte auch die Kunst nicht trennen.Galerie Mitte, Singerstraße 1, bis 25. September; Dienstag bis Freitag 13-19 Uhr, Sonnabend 11-17 Uhr.

Ines Altenrath

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