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Kultur: Die Galerie zeigt Landschaften und Porträts des einstigen DDR-Außenseiters

Rückblicke legen Wurzeln frei und lassen Entwicklungen deutlich werden. Mit der Ausstellung der frühen Werke von Max Uhlig verweist die Galerie Barthel + Tetzner sowohl auf die figurativen Ursprünge des Künstlers als auch auf seinen Ausgangspunkt im Grafischen.

Rückblicke legen Wurzeln frei und lassen Entwicklungen deutlich werden. Mit der Ausstellung der frühen Werke von Max Uhlig verweist die Galerie Barthel + Tetzner sowohl auf die figurativen Ursprünge des Künstlers als auch auf seinen Ausgangspunkt im Grafischen. Eindeutiger Beleg dafür sind Tuschzeichnungen vom Anfang der sechziger Jahre wie "Ernte im einjährigen Hopfen" und "Berliner Landschaften" (jeweils 3500 Mark). Sie stellen das Gesehene mit breiter Rohrfeder knapp dar und belegen Uhligs Aufenthalt in der Stadt. Der 1937 in Dresden geborene Künstler war damals Meisterschüler an der Berliner Akademie.

Gleich neben den klaren Schwarzweiß-Ansichten hängt das späteste Werk der Ausstellung: "Kleine Landschaft bei Penzlin", ein Ölgemälde von 1980 (13 500 Mark). In dieser Zeitspanne hatte Uhlig zu einer expressiv abstrakten Malweise gefunden, die ihn zum anerkannten Außenseiter der DDR-Kunst werden ließ. Doch schon der Titel des Bildes deutet an, dass er keineswegs von der Realität Abstand genommen hatte. Auch die zeichnerische Sicht der Dinge blieb erhalten. Farbe erscheint nie deckend, sondern als dichte Lage von Strichen, Spritzern, die das von Licht, Luft und innerer Gestimmtheit geprägte Wahrnehmen umsetzen. Natur erscheint in bewegten Farben, die an das Flackern von Feuer oder Brausen des Meeres erinnern, gleich ob als "Elbetreibholz" (15 000 Mark) oder "Gebüsch" (9500 Mark), beide aus der Mitte der Siebziger.

Neben Landschaften stehen Gesichter, Köpfe und Halbfiguren im Zentrum von Uhligs Werk - auch sie vor Modell entstanden. Während die Linien in "Selbst" von 1963 in Kohle auf Packpapier (4500 Mark) sich noch der plastischen Umrisse des Schädels versichern, erhalten sie in den figuralen Pinselzeichnungen aus den Siebzigern mit Lithotusche (jeweils 4200 Mark) schlängelnde Leichtigkeit und Freiheit von anatomischen Vorgaben, auch wenn sie Aderwerk von Nerven oder Blutbahnen verwandt erscheinen mögen. Körperumriss und Physiognomie sind weniger fixiert, denn als Verdichtungen aus dem Strichnetz herauszulesen. Haarfein oder rauchartig verwischt, breitspurig oder zähflüssig erscheinen die Linien, mit denen Uhlig die psychische Struktur seines Gegenüber behutsam freilegt.Galerie Barthel und Tetzner, Fasanenstr. 15, bis 27. Mai; Dienstag bis Freitag 12-19 Uhr, Sonnabend 11-14 Uhr.

Michael Nungesser

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