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Kultur: Die größere Schuld

Große Liebe, eine verbotene Romanze, Einsamkeit, Schuld, Sühne und 80000 Menschen, die an einem Tag sterben. Das sind die Stichwörter für Aki Shimazakis großartigen Roman „Tsubaki“.

Große Liebe, eine verbotene Romanze, Einsamkeit, Schuld, Sühne und 80000 Menschen, die an einem Tag sterben. Das sind die Stichwörter für Aki Shimazakis großartigen Roman „Tsubaki“. Der in Japan geborenen und in Kanada lebenden Autorin gelingt es, auf gerade mal 100 Seiten ein Familiendrama mit den Ausmaßen einer antiken Tragödie zu inszenieren. Mehr noch. Die 48-Jährige skizziert knapp, aber dennoch eindringlich Japans Gesellschaft zu Zeiten des Krieges. Für all diese menschlichen Grausamkeiten und moralischen Abgründe hat Shimazaki eine verstörend nüchterne, lakonische Sprache gefunden. Die gibt der Geschichte die notwendige Eindringlichkeit. Im Mittelpunkt steht die junge Yukiko, die sich zum gleichaltrigen Nachbarssohn hingezogen fühlt. Eine unmögliche Liebe. Denn eines Tages findet sie heraus, dass ihr Vater ein Doppelleben führt und der Geliebte ein Halbbruder ist. Eine Entdeckung mit tragischen Folgen. Yukiko beschließt, ihren Vater zu töten. Nur Stunden später vernichtet die über Nagasaki abgeworfene Atombombe jedes Leben in ihrem Viertel. Kann eine größere Schuld die eigene auslöschen?

Aki Shimazaki: Tsubaki. Roman. Aus dem Französischen von Bernd Wilczek. Antje Kunstmann, München. 111 S., 14,90 €.

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