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Kultur: Die Kameradin

Seit Beginn der sechziger Jahre war sie fast nur noch in Fernsehspielen zu sehen, denn Anschluß an die neuen Kinobewegungen hatte sie nicht mehr gefunden. Dennoch konnte sie sich ihres Publikums stets gewiß sein, sympathisch in jeder Rolle und eine ehrliche Haut.

Seit Beginn der sechziger Jahre war sie fast nur noch in Fernsehspielen zu sehen, denn Anschluß an die neuen Kinobewegungen hatte sie nicht mehr gefunden. Dennoch konnte sie sich ihres Publikums stets gewiß sein, sympathisch in jeder Rolle und eine ehrliche Haut. Sie war verläßlich und zu Intrigen nicht fähig, diese gute Kameradin der Männer. So spielte sie in der Liga von Katharine Hepburn und Ingrid Bergman, den anderen Anti-Mondänen - nur hatte diese Liga in Deutschland längst verspielt, als "die Krahl" zu großer Form auflief.

Geboren am 10. Januar 1917 in Brod an der Save in Kroatien, hatte sie an der Akademie in Wien Musik und die Darstellenden Künste studiert, war Elevin am Raimund-Theater und gehörte bis Mitte der fünfziger Jahre zum Ensemble des Theaters in der Josefstadt. Sie spielte am Deutschen Theater in Berlin, an den Hamburger Kammerspielen und am Burgtheater - alles erste Adressen der deutschsprachigen Bühnen. Im Kino gelang ihr der Durchbruch mit einem Film, der bald darauf wieder abgesetzt werden sollte. Gustav Ucickys Puschkin-Verfilmung "Der Postmeister" (1940), wo sie neben Heinrich George die von einem Galan verführte Tochter Dunja spielte, die dem Vater bis zu dessen Tod die glücklich situierte Braut eines zaristischen Offiziers vorgaukelt - dieser Film war das kulturpolitische Geschenk an den deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakt und mußte mit ihm von der Bildfläche verschwinden. Eine differenziertere Filmrolle bot der das nahende Kriegsende überspielende Harald-Braun-Film "Träumerei" (1944), in dem ihr als Clara Schumann das frühe Klavierstudium zugute kam. Braun sollte noch einmal ihr Regisseur sein, als sie im "Herz der Welt" (1951) die Pazifistin Bertha von Suttner war. Auch Helmut Käutner hat mit ihr sowohl während des Kriegs als auch danach gearbeitet.

Ihr wichtigster Regisseur aber war ihr Ehemann Wolfgang Liebeneiner, zeitweilig Chef der Ufa-Studios in Babelsberg, der mit ihr an der mit Absicht nie vollendeten Überlebensfarce "Das Leben geht weiter" arbeitete. Sein Versuch, mit Hilde Krahl in der Borchert-Verfilmung "Liebe 47" eine Renaissance des deutschen Kinos einzuleiten, scheiterte jedoch an der selbst durch Krieg und Katastrophe nicht zu belehrenden Ufa-Ästhetik. Das Leben war tatsächlich weiter gegangen.

PETER W. JANSEN (JANSEN)

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