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Kultur: Die Kecke

Zum Tod der Schauspielerin Eva Katharina Schultz

Sie spielte Lessings „Minna von Barnhelm“, 1957 unter der Regie von Boleslaw Barlog. Sie verkörperte die Winnie, 1971, als Samuel Beckett selbst Regie führte bei „Glückliche Tage“. Sie gehörte zum Ensemble in zahlreichen Schiller-Inszenierungen von Gustav Rudolf Sellner, spielte Pinter und Molière unter der Regie von Hans Schweikart: Eva Katharina Schultz gehörte ab 1957 zu den führenden Schauspielerinnen des Schiller- und des Schloßparktheaters: Generalintendant Barlog hatte die gebürtige Berlinerin, die nach ihrer Ausbildung an der Schauspielschule Mannheim in Gießen, Heidelberg, Bremen, am Wiener Burgtheater und vor allem in Bochum gearbeitet hatte, aus dem Ruhrpott in ihre Heimatstadt zurückgeholt. Zu ihren ersten Berlin-Engagements zählt neben der Minna auch „Die kluge Närrin“ von Lope de Vega am Schloßpark-Theater.

Auf der Kinoleinwand sah man Schultz unter anderem an der Seite von O. E. Hasse in „Solange das Herz schlägt“ von 1958 und in Jürgen Rolands Antikriegsfilm „Der Transport“ (1961), im Fernsehen spielte sie in „Der Fall der Generale“ (1966), „Eines langen Tages Reise in die Nacht“ (1973), „Die Gartenlaube“ (1982) und „Eine Klasse für sich“ (1984). Die meisten werden sich jedoch vor allem an die Stimme der 1922 geborenen Schauspielerin erinnern. Eva Katharina Schultz synchronisierte nicht nur Jeanne Moreau in „Jules und Jim“, sondern auch zahlreiche Diven der Fünfziger-, Sechziger- und Siebzigerjahre: Ava Gardner, Janet Leigh, Bette Davis, Anne Bancroft und Deborah Kerr ebenso wie die französischen Stars Danielle Darrieux und Annie Girardot. Eine energische, kecke, hellwache Stimme: das Selbstbewusstsein der Jugend.

Am 3. März ist, wie erst jetzt bekannt wurde, die Berliner Staatsschauspielerin im Alter von 84 Jahren gestorben. Die Todesanzeige im Tagesspiegel hat neben anderen auch Rolf Henniger unterzeichnet, einer der langjährigen Regisseure und Schauspieler-Kollegen von Eva Katharina Schultz im Schiller-Theater. Tsp

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