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Kultur: Die Kunst des Salons

Das auf Jugendstil, Art-Deco und Funktionalismus spezialisierte Sammlermuseum Bröhan feiert 25jähriges Jubiläum und wird um eine sechshundert Quadratmeter große Bildergalerie erweitert.Morgen wird es die hinzugewonnene Etage mit Neuerwerbungen eröffnen.

Das auf Jugendstil, Art-Deco und Funktionalismus spezialisierte Sammlermuseum Bröhan feiert 25jähriges Jubiläum und wird um eine sechshundert Quadratmeter große Bildergalerie erweitert.Morgen wird es die hinzugewonnene Etage mit Neuerwerbungen eröffnen.Die Ausstellungsräume erstrecken sind nun mit 1700 Quadratmetern über drei Etagen.Neben Gemälden der Secessions-Maler Hans Baluschek, Karl Hagemeister, Willy Jaeckel und Walter Leistikow sind auch Bilder von deren weniger bekannten Zeitgenossen wie Franz Skarbina und Maria Slavona vertreten.

Ein Speisezimmer aus dem Jahre 1902 für das Warenhaus Wertheim von Peter Behrens, das Karl Bröhan kürzlich erworben hat, gehört zu den Glanzstücken.Und wäre der Direktor des Museums nicht der Sammler Karl Bröhan selbst, dann wäre das Möbel wohl nicht in den Besitz des Museums übergegangen.Privatsammler sind schneller als Institutionen.Bröhan war gerade in Frankreich, als das Angebot kam."Morgens erhielt ich einen Brief von einem Händler", erzält er."Mittags wurde verhandelt, abends ins Museum geliefert." Bröhan war nicht der einzige, dem das Angebot gemacht wurde.Auch Rainer Güntzer vom Berliner Stadtmuseum hätte gerne zugegriffen.Doch Institutionen haben bei Ankäufen oft lange Wege.

Als der Unternehmer Bröhan 1983 nach zehn Jahren sein Privatmuseum in Dahlem aufgab und in den Stüler-Bau gegenüber dem Charlottenburger Schloß zog, schenkte er seine Sammlung dem Land Berlin und stellte zwei Bedingungen: Seine Erwerbungen sollen als Ganzes erhalten bleiben und öffentlich ausgestellt werden.Für das Depot schenke er nichts.Daran hat sich das Land gehalten.Denn Bröhan erwirbt und schenkt laufend weiter.Mittlerweile sind es mehr als 16 000 Einzelwerke, die er seit den sechziger Jahren zusammentrug.Dabei hat er sich ein zeitlich begrenztes Feld erschlossen, sammelt ausschließlich Werke, die zwischen 1889 und 1939 entstanden sind und eher zum privaten Gebrauch bestimmt waren.Kein Objekt wurde im Hinblick auf einen künftigen Platz im Museum konzipiert.Dabei mögen vielleicht die neu hinzugekommenen Gemälde aus der Perspektive der Maler eine Ausnahme sein.Doch auch sie waren eher für den Salon oder das Wohnzimmer gedacht.Auch heute würden reine Kunstmuseen bei manchem Gemälde zögern.Doch innerhalb der Sammlungslogik des Bröhan-Museums sind sie ein Gewinn.

Denn Karl Bröhan arrangiert in seinem Museum Raumeinheiten, in denen angewandte und bildende Kunst, also Kunstwerk, Bilder und Plastiken, gleichwertig nebeneinandergestellt werden.Damit will er, "das Kunstwollen eines anspruchsvollen, kultivierten Bürgertums vor dem Zweiten Weltkrieg vorzüglich vermitteln".Das ist eine Wette, die sich einzugehen lohnt.Denn kein anderes Museum erstellt ein Bild von dieser Welt, die längst vergangen ist, und gerade im Kunsthandwerk das Schöne mit dem Notwendigen, das Luxeriöse mit dem Schlichten zu verbinden wußte.Bröhan hatte auf diesem Feld vor dreißig Jahren keine Mitbewerber.Jetzt baut er an einer geschlossenen Welt, die noch immer zu Erforschen ist.

Bröhan-Museum, Schloßstraße 1a, am 24.12.und 31.12.geschlossen.

PETER HERBSTREUTH

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