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Kultur: Die Melodie des Lebens

Dachstöcke sind Aussichtspunkte; dieser hier, die kleine Rotunde im obersten Stockwerk des Ephraim-Palais, ist es dank der Ausstellung, die das Stadtmuseum Edwin Redslob gewidmet hat, dem Reichskunstwart in der Weimarer Republik, dem Mitbegründer von Freier Universität, Berlin-Museum und, last, not least, dem Tagesspiegel.Es ist ein langes Leben, das hier, knapp gerafft, in Erinnerung gebracht wird.

Dachstöcke sind Aussichtspunkte; dieser hier, die kleine Rotunde im obersten Stockwerk des Ephraim-Palais, ist es dank der Ausstellung, die das Stadtmuseum Edwin Redslob gewidmet hat, dem Reichskunstwart in der Weimarer Republik, dem Mitbegründer von Freier Universität, Berlin-Museum und, last, not least, dem Tagesspiegel.

Es ist ein langes Leben, das hier, knapp gerafft, in Erinnerung gebracht wird.Es reicht zurück - Redslob ist Jahrgang 1884 - bis ins großherzogliche Weimar der Jahrhundertwende, die Großmutter seiner Frau hatte noch als Kind mit den Enkeln Goethes gespielt; es streift noch - Redslob starb vor 25 Jahren, das runde Datum ist Anlaß der Ausstellung - unsere Gegenwart.Aber es ist natürlich nicht nur die Lebensspanne, die die Imaginationskraft des Betrachters in dieser von Friederike Weigle mit Einfühlung und spürbarer Zuneigung zur Person gestalteten Ausstellung herausfordert.Es ist vor allem die Aura der Person, von der die Schriften und Dokumente, die Briefe, Bücher und Bilder einen Eindruck vermitteln.Redslob war Kunsthistoriker, Museumsmann, Kulturmanager im heutigen Sinn, immer auch fleißiger Autor, und in alledem eine Persönlichkeit mit faszinierender Spannweite, die die lebenslange Goethe-Begeisterung bruchlos mit dem Eintreten für die künstlerische Moderne verband.Da liegen die Publikationen und Museumspläne neben den Kinderbüchern, die er schrieb, die Sonette, die er Freunden widmete, neben Reisezeichnungen und den Urkunden und Briefen, in denen sich ein eminent tätiges Leben spiegelt; dazu die Bilder dieses Lebens - der junge, ehrgeizige Reichskunstwart, ganz Zeitgenosse der beginnenden 20er Jahre, das vielschichtige Porträt Ernst Ludwig Kirchners, Klaus Richters Bild des vom Dritten Reich kalt gestellten Mannes.

Es ist hier die Epoche gegenwärtig mit ihren Auf- und Abbrüchen - und zugleich die Melodie eines beeindruckenden Lebens, der Umriß, wie mit dem weichen Zeichenstift erfaßt, einer weiten Landschaft humaner, kunstsinniger Bürgerlichkeit.Dankenswerterweise ist die Ausstellung verlängert worden.

Von Weimar nach Europa.Edwin Redslob 1884-1973.Ephraim-Palais.Bis 31.August.Tgl.außer Mo.10-18 Uhr

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